Tradition und
Leidenschaft
Schneidwarenindustrie in Europa
Seit Urzeiten wurden an unzähligen Orten Messer und Klingen – zunächst meist als Kriegs- oder Jagdwaffen – hergestellt. Im Spätmittelalter bildeten sich an verschiedenen Standorten in Europa Schneidwarenzentren heraus. Oft gab die Verfügbarkeit von Wasserkraft hierzu den Ausschlag, aber auch die Nähe zu wichtigen Handelszentren oder -routen konnte eine wichtige Rolle spielen. Die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts konzentrierte sich auf eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Gewerberegionen, während die dazwischen liegenden Gebiete kaum berührt waren. In der Folge wiesen Industrieregionen verschiedener Länder untereinander oft mehr Ähnlichkeiten auf, als benachbarte Regionen ein- und desselben Landes. Dies gilt besonders für die Schneidwarenbranche.
Die drei wichtigsten europäischen Produktionsstandorte Solingen, Sheffield (England) und Thiers (Frankreich) weisen dementsprechend eine Fülle von Gemeinsamkeiten auf. Alle Standorte hatten sich auf der Grundlage alter, exportorientierter Handwerke entwickelt und wiesen von ihrer Arbeitsteilung, ihrer Produktionsstruktur bis zu den gewerkschaftlichen Organisationen der Arbeiter erstaunliche Parallelen auf. Wie in Solingen, so war die Schneidwarenherstellung auch in Thiers oder Sheffield nicht großbetrieblich organisiert. Hier wie dort herrschte jener im Vergleich zu anderen Industrien „exotisch” wirkende Arbeitertypus vor, der „selbständig” als Schleifer, Reider, Härter oder Schmied arbeitete; zum Teil selbst dann, wenn die eigene Arbeitsstätte auf dem Fabrikgelände des Unternehmens gelegen war. Einstmals war die Unterstützung aus Solingen an anderen Standorten sehr begehrt – man denke an Klingenthal, das vielleicht ohne Hilfe Solinger Handwerker kaum in Gang gekommen wäre, aber auch an Premana, Gembloux, Maniago oder Thüringen, wo überall enge Kontakte oder gar Wanderungsbeziehungen eine wichtige Rolle spielten und zum Teil bis heute fortbestehen.
So sehr sich heute bei einem Besuch der einzelnen Standorte der Eindruck erstaunlicher Parallelen erhärten lässt, so sehr sind die einzelnen Standorte zugleich von historisch und national bedingten Besonderheiten geprägt. Während die Schneidwarenindustrie an den bedeutenden traditionellen Standorten in Frankreich, England und Deutschland inzwischen teilweise das Stadium der Museumsreife erreicht hat, werden andernorts erst neue Industrien aufgebaut, die nur auf rudimentäre Traditionen zurückblicken können. Wie kaum in einem anderen Industriezweig konnte sich aufgrund der Eigenheiten des Produktes und entsprechend des Marktes in der Schneidwarenindustrie eine sehr heterogene Vielfalt der Produktionsbedingungen erhalten. Ein wesentliches Charakteristikum dieser Industrie ist – trotz aller Rationalisierungsbemühungen – bis heute ein außergewöhnlicher Musterreichtum geblieben, der es auch kleineren und technisch rückständigen Betrieben ermöglicht, für Nischen des Marktes spezialisierte Kleinserien zu produzieren. Hinzu kommt die Janusköpfigkeit des Qualitätsanspruches, der zwar bei Massenprodukten mit Hilfe einer modernen Maschinenausstattung, bei kleinen Serien jedoch nur auf der Basis qualifizierter handwerklicher Arbeit eingelöst werden kann.
Die Schneidwarenbranche ist längst europäischer als sie es selbst wahrhaben will. Je kapitalintensiver die Technik wurde, je mehr hat sie sich einander angeglichen. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen es der Handwerker aus Solingen bedurfte, um andernorts eine Produktion aufzubauen. Die verwendeten Techniken sind kein Geheimnis mehr, die benötigten handwerklichen Fertigkeiten eher universeller Natur.
Bei der Schneidwarenindustrie handelt es sich um eine faszinierende Branche, die sich sehr vital neuen Herausforderungen auf dem Weltmarkt anzupassen versteht und deren Standorte allesamt in Beziehung zueinander stehen. Die lange Tradition des Gewerbes hat an allen Standorten charakteristische Strukturen und soziale Spuren hinterlassen. Ein besonderes Merkmal der Branche ist bis heute überall spürbar: Es ist die außerordentliche Leidenschaft und die hohe Identifikation der Produzenten mit dem Produkt. Auf diesen „Spirit” stößt der Betrachter – egal ob er einen kleinen Messer-Hersteller wie Sanelli in Premana, die Forge de Laguiole in der Abgeschiedenheit des Aubrac oder Victorinox, den größten europäischen Schneidwarenbetrieb, besucht. Die Faszination wird noch verstärkt durch die spannenden und spektakulären Orte, an denen sich diese Industrie angesiedelt hat – denken Sie an das Tal der Durolle in Thiers, in dem sich eine Fabrik an die andere schmiegt oder wiederum an Premana, einem Bergdorf auf 1000 Meter Höhe, wo sich fast in jedem Haus ein Schneidwarenbetrieb befindet.
Schneidwarenindustrie in Europa –
eine Einführung
Die Ausstellung bietet einen Blick auf die europäische Schneidwarenindustrie gewissermaßen in drei Zeitschritten: um 1900 zurzeit von Camille Pagé, dem Unternehmer aus Châtellerault, der 1898 eine sechsbändige Studie zur europäischen Schneidwarenindustrie der Welt vorgelegt hat; um 1990, als die Studie der beiden Autoren zur Schneidwarenindustrie erschien und heute. Man hat den Eindruck, dass die Entwicklungen in den letzten 25 Jahren genauso umwälzend waren, wie in dem Zeitraum von fast 100 Jahren davor – mit zwei Weltkriegen und der Entstehung der Massenproduktion. Standorte wie Sheffield, Gembloux oder auch Aue, die auf eine lange und große Tradition zurückblicken, sind in der Zwischenzeit fast bis zur Bedeutungslosigkeit abgesunken. Einige ehemalige große Zentren wie Solingen, Thiers oder auch Maniago sind deutlich vom Strukturwandel geprägt, während Produktionsorte wie Premana, in Portugal oder Laguiole eine geradezu explosionsartige Entwicklung genommen haben. Damit haben sich auch die Unterschiede noch weiter relativiert. Mit etwa 1700 Fotos, vielen Filmsequenzen und etwa 800 Exponaten – darunter Maschinen und Geräte zu den verschiedenen Schleiftechniken in den verschiedenen Ländern und viele Produkte – beleuchtet die Ausstellung vor allem den Zeitraum der letzten 30 Jahre.
Tradition und Leidenschaft –
Schneidwarenindustrie in Europa
Sonderausstellung des
LVR-Industriemuseums
Gesenkschmiede Hendrichs
in Solingen vom
13.06.2018 bis zum
30.06.2019
Camille Pagé –
ein Fabrikant beschreibt die Schneidwarenindustrie der Welt
Im Jahre 1898 erschien in Châtellerault, einem kleinen Provinzstädtchen im Westen Frankreichs, das sechsbändige Werk von Camille Pagé „La coutellerie depuis l’Origine jusqu’a nos Jours – La Fabrikation Ancienne et Moderne”.
Châtellerault hatte bereits am Vorabend der französischen Revolution eine Bedeutung als Schneidwarenstandort. Auch die Familie Pagé betrieb hier seit 1810 eine Schneidwarenproduktion – die Firma Pagé-Frères. Ab 1865 bauten die Gebrüder Pagé in Naintré bei Châtellerault eine ansehnliche Fabrik mit mechanisierter Schmiede, zehn Hammeranlagen, 25 Schleifsteinen und 45 Polierstellen und etwa 200 Beschäftigten auf. Das 1892 in „Manufacture de Coutellerie de Domine” umbenannte Unternehmen sollte noch bis 1931 bestehen und zu Spitzenzeiten etwa 500 Personen beschäftigen. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die traditionellen Waffengattungen an Bedeutung verloren. Mit dem Verlust der Rüstungsaufträge ging die Rolle von Châtellerault als Schneidwaren-Standort verloren.
Camille Pagé (1844-1917) war seit 1867 in der Leitung des Unternehmens Pagé-Frères tätig. Seit 1881 war er Stadtverordneter und seit 1889 Bürgermeister von Naintré, einer der – mit inzwischen etwa 3.000 Einwohnern – bevölkerungsstärksten Gemeinden des Departements. Ab 1883 zog er sich zunehmend aus dem Unternehmen zurück, um sich auf seine politische Tätigkeit sowie auf seine Recherchen zur Schneidwarenindustrie der Welt zu konzentrieren. Nicht nur der Umfang von nahezu 2.000 Seiten oder die unzähligen Abbildungen, Grafiken, Tabellen und Aufstellungen versetzen den Leser bis heute in Staunen, sondern auch die Informationsfülle, die Vielfalt der Themen – von technischen bis hin zu sozialen Fragestellungen – sowie die präzise und systematische Art der Darstellung.
Wohl kaum eine andere Gewerbebranche verfügt über eine solch exzellente Aufarbeitung ihrer weltweiten Geschichte.
Camille Pagé (1844-1917)
Maison de la Coutellerie, Thiers, o.J.
Impressionen aus der Sonderausstellung
Fotos: LVR-Industriemuseum, Jürgen Hoffmann, 2018
Fotos: LVR-Industriemuseum, Jürgen Hoffmann, 2018
Yatagan-Tischmesser, J. Dumas, Thiers, Musée de la Coutellerie Thiers
Tischmesser mit Korkenzieher, Ebenholz, Musée de la Coutellerie Thiers
Küchenmesser Marke „Au Zouave”, Klinge und Säge auf Rückseite, 20. Jhd., Musée de la Coutellerie Thiers
Taschenmesser Fa. Perceval, Thiers 2017
Taschenmesser Fa. Depireux, Gemboux 2016
Mustertafel Scheren, Sheffield
Etui mit Stickschere und Knopflochschere, Joseph Rogers u. Sons, 19. Jhd., Sheffield
Bestecke Fa. August Wellner, Schneeberg 2017, Fa. Wellner
Mehrteiliges Taschenmesser, VEB Messerschmiede Leegebruch DDR um 1970
Postsackschere, Fa. Ernest Wright, Sheffield 2012
Schafschere, Fa. Burgon u. Boll Sheffield 2015
Besteck-Set, Sheffield 1930er Jahre
Taschenmesser Fa. Colasse, Gembloux um 1990
Federmesser achtteilig, Fa. Rodgers Joseph u. Sons, Sheffield um1930, Victorinox
Kochmesser Fa. David Mellor, Sheffield 2017
Bauernmesser Modell Madeira, Fa. Icel, Benedita, Portugal
Klappmesser, Fa. Icel, Benedita, Portugal
Besteck Fa. Cutipol, Caldas das Taipas Portugal, 2017
Besteck Fa. Belo Inox, Guimares Portugal, 2017
Taschenmesser Campera, Fa. Nieto Albacete, Spanien
Navaja Albacete um 1880
Navaja Albacete um 1880
Navaja Albacete um 1900
Swiss Camp XL Offiziersmesser, Fa. Victorinox
Schweizer Soldatenmesser achtteilig, 1917, Fa. Victorinox
Kochmesser, Fa. Victorinox
Brotmesser, Fa. Victorinox
Offiziersmesser mit Aluminiumschalen, Fa. Victorinox
Taschenmesser, Thiers
Taschenmesser Fa. Guichard Thiers, 1992
Taschenmesser „Vendatta Corse”, Thiers 1992
Taschenmesser „Le Thiers”, Fa. Chambriard Thiers, 2017
Schneiderschere Thomas Wilkinson a. Sons, Sheffield 19. Jahrhundert
Jubiläumsmesser 150 Jahre Fa. Sanelli, Premana 2014
Opinel-Taschenmesser Nr. 10, 2017
Opinel-Taschenmesser mit starken Gebrauchsspuren, Fa. Opinel
Nontron-Messer 2017, Forge de Laguiole
Nontron-Messer 2017 mit traditionellem Buchsbaumgriff, Forge de Laguiole
Laguiole-Messer 2017, Forge de Laguiole
Laguiole-Messer 2017, Forge de Laguiole
Drehklute, Hammer eines Scherenmonteurs, Maniago, Museo dell’arte fabbrile e delle coltellerie
Taschenmesser mit Horngriff, Scarperia Italien
Coltello d‘Armore, Italien, Fa. Victorinox
Klappmesser Pattada Sardinien um 1995
Fischschere Premana 2017
Haushaltsschere mit Ringlock-Patent Verbindung, Premana, Italien 2017
Kochemsser Fa. Sanelli, Premana 2017
Opinel-Messer
Opinel-Messer
Kinderbesteck Fa. Herdmar, Portugal
Hack-Messer
Säbelgefäß Klingenthal, Maison de la Manufacture
Ausgewählte Exponate aus der Sonderausstellung
Wohl kaum ein anderer Standort der Schneidwarenindustrie ist international so bekannt wie Solingen. Der Ruf Solingens als Markenzeichen reicht bis in die Zeit der mittelalterlichen Klingen- und Schwertherstellung zurück. Eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung des Solinger Schneidwarengewerbes war die Wasserkraft. Die Wupper und ihre Nebenbäche ermöglichten den Antrieb von Wasserrädern, deren Kraft seit dem 14. Jahrhundert für den Antrieb von Schleifsteinen und von Schmiedehämmern genutzt wurde. Bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts waren sämtliche Arbeitsgänge bei der Herstellung von Stahlwaren rein handwerklich geprägt und im Verlagssystem organisiert. Der gesamte Solinger Bezirk war eine Art dezentrale „Fabrik”. Die Produzenten arbeiteten verstreut in kleinen Werkstätten.
In der Zeit zwischen 1860 und 1880 wurde der Arbeitsgang des Handschmiedens mechanisiert. Es wurden zahlreiche Gesenkschmieden gegründet. Die Weiterverarbeitung – d.h. die Arbeitsgänge des Härtens, Schleifens und Montierens – blieben hingegen noch viele Jahrzehnte handwerklich.
Die handwerklichen Produktionsstrukturen ermöglichten kleine Serien, große Mustervielfalt und damit eine der Struktur des Marktes angepasste Flexibilität. Auf diese Weise ließen sich selbst kleinste Exportmärkte erobern. Ende des 19. Jahrhunderts löste Solingen Sheffield als führenden Produzenten auf dem Weltmarkt ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Heimarbeiter mehr und mehr zurück, die Mechanisierung – insb. auch des Schleifens – schritt voran. Als Folge des Strukturwandels in Deutschland seit den 1970er Jahren, aber auch aufgrund der Veränderungen auf dem Weltmarkt mit neuen Herstellern in Fernost, hat sich heute eine polare Struktur herausgebildet. Auf der einen Seite stehen größere Betriebe, die mit modernsten und zu erheblichen Teilen automatisierten Maschinenparks Schneidwaren in durchaus sehr guter Qualität in großen Serien produzieren. Auf der anderen Seite stehen Nischenproduzenten, die es durch erhebliche Anstrengungen bei Design und Marketing geschafft haben, sich auf dem Sektor hochwertiger und hochpreisiger Schneidwaren – zum Teil noch handwerklich bearbeitet – zu etablieren.
Solingen –
Weltmarktführer im Bergischen Land
Dampfschleiferei Loosen Maschinn
LVR-Industriemuseum J. Putsch 1993
Rasiermesserschleifer Fa. Dovo
LVR-Industriemuseum J. Putsch 2017
Ehemalige Waffenmanufaktur Hörster, Katternberger Straße
LVR-Industriemuseum J. Putsch 2013
Fa. Robert Klaas
LVR-Industriemuseum J. Putsch 2013
Dieselmotor der Gesenkschmiede Hendrichs
LVR-Industriemuseum M. Schmalen 2014
Gesenkschmiede Hendrichs heute
LVR-Industriemuseum Luftbild 1999, LVR-Industriemuseum
Automatische Schmiede Fa. Wüsthof
LVR-Industriemuseum Hr. Hoffmann 2003
Fabrik im Stil des Neuen Bauens, Gebäude des Felixwerkes, Grünewalder Straße
LVR-Industriemuseum Hr. Putsch 2013
Hauptgebäude der Fa. Henckels Zwillingswerk, Grünewalder Straße
LVR-Industriemuseum, Hr. Putsch 2013
Eckfassade LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs
LVR-Industriemuseum M. Schmalen 2014
Schmiedevorführung im LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs
LVR-Industriemuseum 2002
Wipperkotten, Doppelkottenanlage an der Wupper
LVR-Industriemuseum J. Putsch 1995
Schleifer Hr. Loos, Wipperkotten
LVR-Industriemuseum J. Putsch 2009
Wohl kaum ein anderer Standort der Schneidwarenindustrie ist international so bekannt wie Solingen. Der Ruf Solingens als Markenzeichen reicht bis in die Zeit der mittelalterlichen Klingen- und Schwertherstellung zurück. Eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung des Solinger Schneidwarengewerbes war die Wasserkraft. Die Wupper und ihre Nebenbäche ermöglichten den Antrieb von Wasserrädern, deren Kraft seit dem 14. Jahrhundert für den Antrieb von Schleifsteinen und von Schmiedehämmern genutzt wurde. Bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts waren sämtliche Arbeitsgänge bei der Herstellung von Stahlwaren rein handwerklich geprägt und im Verlagssystem organisiert. Der gesamte Solinger Bezirk war eine Art dezentrale „Fabrik”. Die Produzenten arbeiteten verstreut in kleinen Werkstätten.
In der Zeit zwischen 1860 und 1880 wurde der Arbeitsgang des Handschmiedens mechanisiert. Es wurden zahlreiche Gesenkschmieden gegründet. Die Weiterverarbeitung – d.h. die Arbeitsgänge des Härtens, Schleifens und Montierens – blieben hingegen noch viele Jahrzehnte handwerklich.
Die handwerklichen Produktionsstrukturen ermöglichten kleine Serien, große Mustervielfalt und damit eine der Struktur des Marktes angepasste Flexibilität. Auf diese Weise ließen sich selbst kleinste Exportmärkte erobern. Ende des 19. Jahrhunderts löste Solingen Sheffield als führenden Produzenten auf dem Weltmarkt ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Heimarbeiter mehr und mehr zurück, die Mechanisierung – insb. auch des Schleifens – schritt voran. Als Folge des Strukturwandels in Deutschland seit den 1970er Jahren, aber auch aufgrund der Veränderungen auf dem Weltmarkt mit neuen Herstellern in Fernost, hat sich heute eine polare Struktur herausgebildet. Auf der einen Seite stehen größere Betriebe, die mit modernsten und zu erheblichen Teilen automatisierten Maschinenparks Schneidwaren in durchaus sehr guter Qualität in großen Serien produzieren. Auf der anderen Seite stehen Nischenproduzenten, die es durch erhebliche Anstrengungen bei Design und Marketing geschafft haben, sich auf dem Sektor hochwertiger und hochpreisiger Schneidwaren – zum Teil noch handwerklich bearbeitet – zu etablieren.
Aue –
von der größten deutschen Besteckfabrik zum Kleinbetrieb
Einstmals war in Aue im Erzgebirge die größte deutsche Besteckfabrik, die Sächsische Metallwarenfabrik „August Wellner und Söhne” (AWS) beheimatet
Foto: Archiv
Mit mehr als 4.000 Beschäftigten während der 1920er war AWS auch weltweit führend.
Foto: Archiv
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die kapitalistische Aktiengesellschaft „August Wellner Söhne” (AWS) in den volkseigenen Betrieb (VEB) „Auer Besteck- und Silberwarenwerke” (ABS) umgewandelt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Die systematische „Entwicklung zu einem modernen sozialistischen Groß-betrieb”, der in den 1980er Jahren etwa 90 Prozent aller in der DDR konsumierten rostfreien Chromnickelstahlbestecke herstellte, führte zu einer radikalen Einschränkung der Angebotspalette und zur Großserienfertigung.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Die Zahl der Beschäftigten erreichte wieder fast 600.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Aufgrund der Abhängigkeit von Lieferungen rostfreier Stahlbleche aus Westdeutschland baute die ABS eine eigene Messerklingenschmiede auf, die nach dem Bau der Mauer 1962 ihren Betrieb aufnahm.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Für das Schleifen und Polieren der Bestecke wurden Transferstraßen mit vier bis sieben untereinander verketteten Arbeitsstationen eingerichtet. Zur Zeit der „Wende” 1989/1990 war der Großteil der Produktionsanlagen jedoch hoffnungslos veraltet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Alle Versuche den Betrieb zu privatisieren, blieben zunächst ohne Erfolg. Erst 1993 wurde der Treuhandbetrieb ABS von der westdeutschen Unternehmensgruppe Hillebrand übernommen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Doch schon 1994 folgte die Insolvenz. In der DDR ließen sich die einfachen Bestecke des einstigen Monopolisten kaum mehr absetzen. Das ehemalige Betriebsgelände der ABS in Aue ist inzwischen weitgehend saniert worden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Wäre nicht der ab 1994 als Betriebsleiter eingesetzte ehemalige Betriebselektriker der ABS Siegfried Günzel gewesen, hätten sich alle Spuren des Unternehmens im Sande verloren. Mit Hilfe der alten Werkzeuge und einigen der Maschinen wagte er im benachbarten Schneeberg einen Neuanfang.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Im 17. Jahrhundert erhielten die Steinbacher Messerschmiede, Beschaler und Schleifer eigene Zünfte, was auf die wachsende Bedeutung des Schneidwarengewerbes hinweist. Die Steinbacher Schneidwarenproduzenten lieferten einfache Tisch- und landwirtschaftliche Gebrauchsmesser für die regionalen Märkte. Im Jahre 1798 gab es 120 Messerschmiedemeister und 330 weitere Beschäftigte im Schneidwarengewerbe.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einer grundlegenden Umorganisation des Steinbacher Messermacherhandwerks mit Hilfe Solinger Investitionen, der kontinuierlichen Zufuhr geschmiedeter Klingen aus Solingen und einer Neuorganisation des Arbeitsprozesses nach „Solinger Art”. Die Solinger Fabrikanten hatten Steinbach als Produktionsort mit kostengünstigen Arbeitskräften entdeckt. Zu Beginn der 1920er Jahre waren in den 13 Schneidwarenbetrieben von Steinbach sowie den Orten Schweina und Bad Liebenstein 460 Menschen beschäftigt. Hinzu kamen rund 60 Heimarbeiter.
Fast alle diese Privat- bzw. Handwerksbetriebe wurden nach der Gründung der DDR zur Produktions-Genossenschaft des Messerschmiedehandwerks e.G.m.b.H. Steinbach/Kreis Salzungen zusammengefasst. Die folgenden Jahrzehnte standen im Zeichen der etappenweisen Konzentration des traditionell kleingewerblichen Schneidwarenstandortes zu einem sozialistischen Großbetrieb. 1972 wurden die noch vorhandenen Privatbetriebe bzw. die Betriebe der Produktionsgenossenschaft zum volkseigenen Betrieb „VEB Messerfabrik” zusammengeschlossen. Die Belegschaft dieses konkurrenzlosen Monopolisten auf DDR-Gebiet stieg bis Ende der 1980er Jahre auf nahezu 500 – und dies bei gerade einmal 2.000 Einwohnern.
Die „Wende” 1989 brachte zunächst den fast völligen Zusammenbruch der Schneidwarenfertigung in Steinbach. 1992 nahm ein kleines Nachfolgeunternehmen im Schleifkothengrund wieder den Betrieb auf. Das sogenannte Messerhaus wird heute als Zweigbetrieb der in Winnenden ansässigen Fa. Giesser betrieben.
Steinbach –
unser Dorf hat Zukunft
Der nordwestliche Teil des Thüringer Waldes zählt nicht zuletzt aufgrund seiner Eisenerzvorkommen zu den frühen deutschen Gewerberegionen.
Foto: Archiv
Holzkohle, ein großer Wasserreichtum sowie Flüsse mit ausreichendem Gefälle lieferten die Energie für die Gewinnung und die Verarbeitung des Eisens in Hammerwerken und Schleifmühlen.
Foto: Archiv
Thüringen entwickelte sich aufgrund der niedrigen Löhne zu einer Art verlängerter Werkbank der Solinger und besonders der Remscheider Werkzeugindustrie.
Foto: Archiv
1798 gab es 120 Messerschmiedemeister und 330 weitere Beschäftigte im Schneidwarengewerbe von Steinbach. Die Solinger Fabrikanten nutzten Steinbach vor dem Ersten Weltkrieg als Absatzort für ihre Rohprodukte und als Produktionsort mit kostengünstigen Arbeitskräften.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Mitte der 1950er Jahre bestanden in Steinbach nur noch 11 Kleinbetriebe mit je fünf bis zehn Facharbeitern.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Diese Privat- bzw. Handwerksbetriebe wurden Ende der 1950er Jahre zu einer Produktions-Genossenschaft zusammengefasst.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Es folgte die Konzentration des traditionell kleingewerblichen Schneidwaren-standortes zu einem sozialistischen Großbetrieb. 1972 wurden die Betriebe der Produktionsgenossenschaft in den volkseigenen Betrieb „VEB Messerfabrik” integriert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Nach der „Wende” Ende 1991 hatte sich die Situation in Steinbach vollkommen verändert. Die Marktbeziehungen des von der Treuhand übernommenen Schneidwarenbetriebes waren völlig zusammengebrochen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
1992 wurde im Schleifkothengrund mit etwa 20 Beschäftigten in einem neu gegründeten Betrieb die Produktion von Messern wieder aufgenommen. Zum wichtigsten Standbein des jungen Unternehmens wurde ein Auftrag des Discounters Aldi. Gleichzeitig wurden zunehmend Messer für die Fa. Giesser aus Winnenden gefertigt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Als sich niemand fand, der das Unternehmen weiterführen wollte, sah sich die Fa. Giesser 2016 gezwungen, die Produktion zu übernehmen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
Die gehärteten Rohklingen werden weiterhin aus Solingen bezogen. Sie werden in mehreren Operationen – z.T. noch von Hand – geschliffen und schließlich an modernen Spritzguss-Maschinen mit Griffen versehen, um dann versandfertig verpackt zu werden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2018
In den Dörfern des Trusetales hatte sich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts das eisenverarbeitende Gewerbe ausgebreitet. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Metallwarenfabriken gegründet. Die Zahl der in der Metallindustrie Beschäftigten wuchs in den 1920er Jahren auf etwa 1.500. Nach der Entstehung der DDR wurde mit der Produktion von Scheren begonnen. In dem etwa 5.000 Einwohner zählenden Ort arbeiteten schließlich mehr als 600 Personen in den beiden Hauptwerken des „VEB Stahl- und Schneidwaren”. Nach der „Wende” gelang es in Trusetal nicht, sich nun auf den offenen Märkten zu halten. Im Frühjahr 1991 fasste die Treuhandgesellschaft den Beschluss, die Scherenproduktion in Trusetal stillzulegen.
Trusetal –
vom VEB Stahl- und Schneidwaren zum Netto-Markt
In den Dörfern des Trusetales hatte sich seit dem 14. Jahrhunderts das eisenverarbeitende Gewerbe ausgebreitet.
Foto: Archiv
Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Metallwarenfabriken gegründet. Die Zahl der in der Metallindustrie Beschäftigten wuchs in den 1920er Jahren auf etwa 1.500.
Foto: Archiv
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Trusetal zur Zentrale der Scherenproduktion in der ehemaligen DDR.
Foto: Archiv
In dem etwa 5.000 Einwohner zählenden Ort arbeiteten schließlich mehr als 600 Personen in den beiden Hauptwerken des „VEB Stahl- und Schneidwaren”.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
In den 1980er Jahren wurden vom „VEB Stahl- und Schneidwaren” fast fünf Millionen Scheren im Jahr produziert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
In der kleinen Industriegemeinde Trusetal war ein Großbetrieb zur Herstellung von Scheren entstanden, der die Betriebe in Westeuropa in Bezug auf die Beschäftigtenzahl bei weitem übertraf.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Doch nach der „Wende” 1989/90 war auch in Trusetal Schluss. Die Treuhand-gesellschaft legte die Scherenproduktion in Trusetal im Frühjahr 1991 still. Auf dem einstmals riesigen Fabrikareal im Zentrum von Trusetal stehen inzwischen das neue Rathaus und ein Netto-Markt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Der kleine Ort im nördlichen Elsass verdankt seinen Namen der auf Initiative Colberts, dem Wirtschaftsminister Ludwigs des XIV, im Jahre 1730 gegründeten Königlichen Blankwaffenmanufaktur. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Frankreich seinen Waffenbedarf zu großen Teilen aus Solingen decken müssen. Für die Waffenmanufaktur in Klingenthal wurden 25 Handwerker aus Solingen angeworben. In den folgenden Jahrzehnten erlebte die auf das gesamte Ortsgebiet verteile Manufaktur einen blühenden Aufschwung. Um 1770 standen in dem 600 Einwohner zählenden Ort u.a. zwei Hammerwerke, eine Schlosserei und fünf große Schleifereigebäude. Hinzu kamen kleinere Werkstattgebäude – darunter allein 40 Schmieden sowie Gießereien, Härtereien oder Feilereien. Viele der Werkstätten nutzten die Wasserkraft. Anfang des 19. Jahrhunderts waren etwa 500 Arbeiter in der Waffenmanufaktur tätig.
Im Jahre 1836 kam das Aus für die staatliche Waffenmanufaktur in Klingenthal. Die französische Regierung hatte sich entschieden, die Waffenfertigung aus dem unsicheren Grenzgebiet ins Landesinnere – nach Châtellerault – zu verlegen. Die neuen Eigentümer der ehemaligen Waffenmanufaktur – die Gebrüder Coulaux – produzierten noch weiter Helme für das Heer oder für Grubenarbeiter sowie in kleinen Mengen Waffen. Hauptgeschäft wurde die Fertigung von Sensen und Sicheln. Neben der Sensenfabrik, die nicht mehr als 100 Personen beschäftigte, waren in Klingenthal nach dem Niedergang der Waffenmanufaktur auch einige handwerkliche Feilenhauereien entstanden.
Infolge der Mechanisierung in der Landwirtschaft waren im Jahre 1955 nur noch zehn Arbeiter in der Sensenfertigung tätig. 1962 wurde die Fabrik geschlossen. Der Ort versank in einen Tiefschlaf. Alle verbliebenen Spuren der gewerblichen Vergangenheit wären in Vergessenheit geraten, wenn sich nicht die „Association pour la Sauvegarde du Klingenthal” seit 1994 darangemacht hätte, alle Relikte zu sichern und schließlich gar ein beeindruckendes und vorbildliches Museum – das „Maison de la Manufacture” – aufzubauen.
Klingenthal –
von der Manufacture Royale zum Maison de la Manufacture
Klingenthal erlebte durch die Gründung der königlichen Waffenmanufaktur Anfang des 18. Jh. einen ungeahnten Aufschwung.
Foto: Maison de la Manufacture, Klingenthal
Im Tal entstanden Hammerwerke, Schleifereien und Werkstätten. Viele der Werkstätten nutzten die Wasserkraft. Der Ort erstreckte sich etwa zwei Kilometer entlang der Wasserläufe.
Foto: Maison de la Manufacture, Klingenthal
Die Spuren der ehemaligen Waffenmanufaktur sind noch an vielen Stellen zu erkennen: einzelne Produktions-Gebäude, Werkstätten oder Wohnhäuser oder auch an den Wasserkraftanlagen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Es führt ein Industriekulturpfad durch den Ort.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Laguiole –
Renaissance eines Handwerks
Laguiole liegt auf der Hochebene des Aubrac und ist aufgrund des Laguiole-Messers für viele ein Begriff. Die Bevölkerung der kargen Landschaft lebte einst ausschließlich von der Viehzucht und dem Handel mit den Produkten ihrer Region – Käse, Fleisch und Würste. Die Händler waren mit ihren Pferdefuhrwerken in ganz Frankreich und Spanien unterwegs. An ihrem Gürtel trugen sie eine Art Dolch, das in ihrer Heimat produzierte „capuchadou”. In Spanien lernten sie die berühmten Navajas kennen, die im Gegensatz zum capuchadou klappbar waren. Ein Messerschmied von Laguiole entwickelte 1829 nach dem Muster des Navaja das erste Laguiole-Messer. Es war sowohl bei den Fuhrleuten als auch bei den Schäfern und Viehzüchtern bald sehr beliebt. Um 1900 gab es in Laguiole mehrere Werkstätten mit insgesamt etwa 30 bis 50 Beschäftigten, in denen Laguiole-Taschenmesser fabriziert wurden. Durch seine großen Viehmärkte hatte Laguiole eine überörtliche Bedeutung und zog an Markttagen sehr viele Besucher an.
Nahezu jeder Auvergnate hatte ein Laguiole-Messer in der Tasche. Als Ende des 19. Jahrhunderts viele Menschen aus der Region in die großen Städte ausschwärmten, um dort ihr Glück zu versuchen, entstand der Begriff des „passport auvergnat”, mit dem das Laguiole-Messer als Erkennungszeichen gemeint war. Während das Messer sich auf diese Weise in ganz Frankreich verbreitete, konnte die handwerkliche Produktion in Laguiole kaum mehr Schritt halten. Hiervon profitierte die Schneidwarenindustrie in Thiers, wo fortan der größte Teil der Laguiole-Messer fabriziert wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in Laguiole nur noch wenige Werkstätten übriggeblieben. Um 1980 lief die Produktion nahezu vollständig aus.
1981 traf sich die Kommunale Kommission zur Erneuerung des „Couteau Laguiole”. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, die eigene Tradition zurück zu erobern. Aufgrund koordinierter Wirtschaftsförderung und der vom EG-Sozialfonds unterstützten Ausbildungsmaßnahmen wurde es möglich, die Messerfertigung neu anzuregen und den alten Mythos wieder zu beleben. Viele kleine Betriebe sind seitdem neu entstanden. Laguiole hat im Windschatten des Taschenmessers einen enormen Aufschwung erlebt. Seit 1987 dominiert die Forge de Laguiole die örtliche Messerproduktion. Es ist der einzige Betrieb des Ortes, in dem alle Einzelteile eines Messers hergestellt werden. Original-Laguiole Messer erzielen hohe Verkaufspreise, die es ermöglichen auf höchstem Qualitätsniveau zu fertigen.
Der älteste Messerschmied von Laguiole – Pierre Jean Calmels – entwickelte 1829 nach dem Muster des Navaja das erste Laguiole-Messer. Es war bereits mit einer Feder im Rücken versehen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Durch seine großen Viehmärkte hatte vor Ort eine überörtliche Bedeutung erlangt und zog an Markttagen sehr viele Besucher an. In den kleinen Stadtschmiedegeschäften konnten sie die praktischen Taschenmesser erwerben.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Laguiole hat im Windschatten des Taschenmessers einen enormen Aufschwung erlebt. In gut 20 bis 25 Ladenlokalen werden alle Arten von Schneidwaren und insbesondere Laguiole-Messer angeboten.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Seit 1987 dominiert die Forge de Laguiole vor den Toren der Stadt die örtliche Messerproduktion. Aus dem Dach des Betriebes ragt eine 18 Meter hohe Klinge eines „Laguiole”-Messers heraus.
Foto: Forge de Laguiole
Die Forge de Laguiole ist der einzige Betrieb in Laguiole, in dem alle Einzelteile eines Messers hergestellt werden. Der Betrieb hat auch die Funktion einer Rohwarenschmiede für die anderen Schleif- und Montagewerkstätten des Ortes übernommen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2008
Auf die Schmiede und Stanzerei folgen im Gebäudeinnern die Werkstätten sowie die Büro-, Pack- und Versandabteilung.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Auf die Schmiede und Stanzerei folgen im Gebäudeinnern die Werkstätten sowie die Büro-, Pack- und Versandabteilung.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Mitte 1990 zählte der Betrieb bereits 50 Beschäftigte, heute sind es 110. Angestrebt werden etwa 200.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Am 1. Mai 1981 traf sich erstmals die Kommunale Kommission zur Erneuerung des „Couteau Laguiole”. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, die eigene Tradition zurück zu erobern.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Schon bald entstanden neben Calmels weitere kleine Werkstätten, die eine für Passanten einsehbare „Schaufensterproduktion” betrieben. Einige davon waren im Besitz von Fabrikanten aus Thiers.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die in Laguiole fabrizierten Messer genießen einen ausgezeichneten Ruf und erzielen hohe Verkaufspreise, die es wiederum ermöglichen, auf allerhöchstem Qualitätsniveau zu fertigen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das kaum 1.200 Einwohner zählende Kleinstädtchen Laguiole kann die Arbeitskräfte für das boomende Schneidwarengewerbe nicht mehr eigenständig zur Verfügung stellen. Die Beschäftigten kommen aus der gesamten Umgebung. Das Schneidwarenhandwerk hat auch für jüngere Menschen wieder eine große Attraktivität.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Nogent –
vom Eisen zum Titan. Qualität aus der französischen Provinz
Im Laufe des 18. Jahrhunderts siedelte das Messerschmiede-handwerk aus Langres in das nördlich gelegene Nogent über.
1768 waren hier bereits 600 Personen in der Schneidwaren-fertigung tätig, 1872 waren es dann gar sechstausend. Die eleganten Produkte aus Nogent hatten eine außerordentliche Qualität und wurden als Luxusartikel für gehobene Schichten in Paris und auf den internationalen Märkten vertrieben. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts führte jedes einzelne Atelier eigenständig alle Arbeitsgänge aus. Wasserkraft spielte so gut wie keine Rolle. Die Schleifsteine oder Gebläse der Schmieden wurden mit Hand- oder Laufrädern betrieben.
Ab etwa 1850 setzte sich die Mechanisierung durch. Es entstanden Betriebe mit Wasserradanlagen und auch mit Dampfmaschinen. Bereits ab 1847 – also gut dreißig Jahre vor Solingen – wurden Scheren im Gesenkschmiedeverfahren hergestellt. Seit etwa 1900 gewann die Branche der chirurgischen Instrumente zunehmend an Bedeutung. Heute hat sich die medizin-chirurgische Industrie, die vielfach Titan verarbeitet, zum neuen Leitsektor entwickelt, während die klassische Schneidwarenindustrie in Nogent stark rückläufig ist.
1720 war bereits die Hälfte der Einwohner von Nogent in der Schneidwaren-fertigung tätig. Wasserkraft spielte so gut wie keine Rolle. Die Schleifsteine oder Gebläse der Schmieden wurden mit Hand- oder Laufrädern betrieben.
Foto: Maison de la Coutellerie, Nogent
Im 19. Jahrhundert nahm das Schneidwarengewerbe von Nogent einen kontinuierlichen Aufschwung, der zu wachsenden Beschäftigungs- und Umsatzzahlen führte.
Foto: Maison de la Coutellerie, Nogent
Es entstanden viele neue Betriebe mit Wasserradanlagen und auch mit Dampfmaschinen.
Foto: Maison de la Coutellerie, Nogent
Der gerade 5300 Einwohner zählende Ortskern erinnert eher an ein Bauerndorf als einen Industriestandort.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Doch dieser Eindruck täuscht. Hinter fast jeder Fassade befanden sich Betriebe der Schneidwarenindustrie.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Bereits im Laufe des 19. Jahrhunderts hatten sich in Nogent einige Betriebe auf chirurgische Instrumente konzentriert und dabei das ausgezeichnete Qualifikationsniveau der Handwerker genutzt. Ein klassischer Vertreter dieser Branche ist die noch heute im Ortszentrum ansässige Fa. Oury-Guye – mit 46 Beschäftigten. Sie wurde 1909 gegründet und befindet sich in Familienbesitz.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2014
Die Herstellung chirurgischer Instrumente stellt allerhöchste Anforderungen, an die Qualifikationen der Beschäftigten, häufig handelt es sich um Einzelanfertigungen, die Produkte sind meist komplex gestaltet, die Materialien schwer zu verarbeiten. Bis heute werden für die in Kleinstserien hergestellten Instrumente hochqualifizierte Spezialisten benötigt, die fähig sind, Prototypen zu entwickeln, von Hand zu schmieden oder zu montieren.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Faszinierend ist die Parallelität von Handwerkstechnik und modernsten Maschinen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die Familie Drouhin fabrizierte über vier Generationen hinweg Taschenmesser auf allerhöchstem Niveau. Mehrere Male wurden die Drouhins mit der seit 1924 verliehenen Auszeichnung „un des Meilleures Ouvriers de France” (MOF) geehrt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2002
Um die Wende zum 21. Jahrhundert endete die Familientradition. Es gab keinen Nachfolger mehr für die Werkstatt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2002
Gérard Hémonnot hat sein Metier bei einem MOF (Meilleure Ouvrier de France) gelernt. Er fertigte bis 2017 feinste Taschenmesser, wie sie einst den Ruf der Schneidwarenindustrie in Nogent begründet haben und die in den teuersten Schneidwarengeschäften Europa angeboten werden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2002
Philippe Martin betrieb seit den 1980er Jahren in Is-en-Bassigny bei Nogent eine kleine Scherenfabrikation, die er von seinem früheren Arbeitgeber übernommen hat. 2017 ging er in Rente.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die von den Gebrüdern Henry betriebene Scherenfabrikation ist die letzte ihrer Art im Zentrum von Nogent und hat in jeder Hinsicht Museumscharakter. Dies gilt auch für das kleine Schneidwaren-Ladenlokal.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2008
Nontron –
vom ältesten Taschenmesser Frankreichs
Einstmals hatte nahezu jede Region in Frankreich nicht nur ihren eigenen Käse, sondern auch ihr eigenes Messer. Das älteste Messer ist ohne Zweifel das Nontron.
Es stammt aus dem gleichnamigen kleinen Ort am Nordrand der Dordogne und wurde schon im 15. Jahrhundert fabriziert. Auf der „Exposition des produits de l’industrie” von 1844 in Paris ausgezeichnet, erlebte die Produktion im 19. Jahrhundert einen enormen Aufschwung. Die Messer aus Nontron waren nicht nur einfache Bauernmesser. Sie wurden in der edelsten Verarbeitung gefertigt und waren bis in die Kreise des Adels und des gehobenen Bürgertums beliebt. Aber das Nontron war auch das Messer in den Hosentaschen der Pariser Banditen.
Während des 20. Jahrhunderts konnte sich die Messerfertigung in Nontron auf kleiner Stufenleiter halten. Einen neuen Schub bekam sie als 1992 die Forge de Laguiole in die Produktion des Nontron-Messers einstieg. Aus einer kleinen Fertigung von wenigen Leuten mit einer Jahresproduktion von gerade einmal 15.000 Messern wurde binnen weniger Jahre eine moderne Fabrik, in der 18 Beschäftigte jährlich etwa 60.000 Messer herstellen. Mit großer Behutsamkeit möchte die Forge de Laguiole dieses industriekulturelle Erbe an seinem Ursprungsort und in seinem Kontext pflegen. Nur hier ist die für die Qualität der Messer entscheidende größtmögliche Identifikation der Produzenten mit dem Produkt gegeben.
Aus Nontron, einem kleinen Ort in der Dordogne stammt das älteste französische Taschenmesser. In den 1990er Jahren übernahm die Forge de Laguiole die Fertigung des Nontron-Messers. Die Rohklingen aus der Forge de Laguiole bezogen. Alle anderen Arbeitsgänge werden in Nontron ausgeführt.
Foto: Forge de Laguiole
Aus einer kleinen Fertigung von wenigen Leuten mit einer Jahresproduktion von 15.000 Messern wurde binnen weniger Jahre eine moderne Fabrik, in der 18 Beschäftigte jährlich etwa 60.000 Messer herstellen.
Foto: Forge de Laguiole
Opinel –
125 Jahre, ein Messer
Die Geschichte des Opinel-Messers beginnt Ende des 18. Jahrhunderts in einer kleinen Schmiede in den französischen Alpen in Gevoudaz bei St.-Jean-de-Maurienne. Victor-Amédée Opinel stellte hier Haumesser und Äxte für die Waldarbeit her.
Der 1872 geborene Enkel des Firmengründers Joseph Opinel, konzentrierte sich auf die Herstellung des von ihm bereits 1890 entwickelte Opinel-Taschenmessers. Er entwickelte spezielle Maschinen und produzierte mit mehr als 20 Arbeitskräften im großen Stil. 1909 wurde das Markenzeichen der gekrönten Hand eingetragen. Auf der internationalen Ausstellung „Alpine” in Turin 1911 war Joseph Opinel mit einem beeindruckenden Sortiment vertreten – darunter das bis heute weltbekannte Taschenmesser in zwölf verschiedenen Größen.
Mitten im Ersten Weltkrieg wurde die Fertigung in die Gebäude einer ehemaligen Gerberei nach Cognin bei Chambéry umgesiedelt. Joseph Opinel blieb noch bis zu seinem 80. Lebensjahr im Unternehmen. Nachfolger Maurice Opinel sah sich gezwungen, das inzwischen weitgehend durchmechanisierte Unternehmen Mitte der 1970er Jahre an einen neuen Standort mit besseren Expansionsmöglichkeiten, nach La Revériaz in Chambéry, zu verlagern. Dort produzieren 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute jährlich etwa fünf Millionen Messer – davon 65 Prozent Taschenmesser.
Die Philosophie des Messers ist bis heute gleich geblieben: ein Produkt in der bestmöglichen Qualität zu einem möglichst geringen Preis fabrizieren und dabei sowohl die Produzenten als auch die Kapitalgeber zufrieden zu stellen. All dies geschieht auf einem technischen und organisatorischen Niveau, das in der gesamten europäischen Taschenmesserindustrie seinesgleichen sucht.
Die Geschichte des weltberühmten Unternehmens beginnt in einer kleinen Schmiede in den französischen Alpen in Gevoudaz bei St.-Jean-de-Maurienne. Victor-Amédée Opinel hatte sie Ende des 18. Jahrhunderts in einer ehemaligen Wassermühle eingerichtet.
Foto: Fa. Opinel
1903 wurde ein neues Fabrikationsgebäude errichtet. Hier entwickelte der Enkel des Firmengründers – Joseph Opinel – das beliebte Taschenmesser.
Foto: Fa. Opinel
Das Unternehmen erlebte, nach der Wende zum 20. Jahrhundert einen rasanten Aufschwung und siedelte schließlich nach Cognin bei Chambéry über.
Foto: Fa. Opinel
Das Zweigwerk de la Revériaz in Chambéry diente zunächst allein dazu, auf modernen Anlagen Griffe zu produzieren. Schließlich wurde die gesamte Fertigung dorthin verlagert und ein modernes Verwaltungsgebäude angebaut. Heute sind dort etwa 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den modernsten Anlagen in der Lage, jährlich etwa fünf Millionen Messer – davon 65 Prozent Taschenmesser – zu produzieren.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die aus Thiers bezogenen Klingen aus schwedischem Stahl werden auf Siepmann-Schleifmaschinen aus Solingen vollautomatisch geschliffen. Die Einzelteile der Messer werden weitgehend automatisch zusammengefügt.
Foto: Fa. Opinel
Thiers –
eine Industriestadt wird zum touristischen Kleinod
Bereits im 14. Jahrhundert wurden in Thiers Messerschmiede-waren gefertigt. Der Fluss Durolle, mit seinem starken Gefälle, war der maßgebliche Lebensnerv der Gewerbeentwicklung. 1840 standen hier 12 Hammerwerke und 70 Schleifkotten.
Um die Jahrhundertwende waren in der Schneidwarenindustrie
15 - 18.000 Personen beschäftigt.
Im Zuge der Industrialisierung siedelten sich am Ufer der Durolle Fabriken an, in denen die Wasserkraft – zuweilen unterstützt durch Dampfmaschinen – sogar zum Antrieb von Fallhammeranlagen genutzt wurde. Eine Erweiterung zu größeren Betrieben war hier allerdings kaum möglich. Dies führte zur Ansiedlung von Betrieben in den nördlich von Thiers gelegenen Orten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Arbeit in zunehmendem Maße von den heimgewerblichen-handwerklichen Werkstätten in die Fabriken verlagert, in denen schon früher als in Solingen Schleifmaschinen eingesetzt wurden.
Dennoch hat sich bis heute eine eher kleinbetriebliche Struktur erhalten. Dem hohen Anteil von handwerklich arbeitenden Fachkräften entspricht die Fähigkeit, kleinere Serien hochwertiger Produkte – überwiegend Messer – flexibel herzustellen. In den 1980er Jahren entstand mit dem hervorragend gestalteten „Le Thiers” ein Taschenmesser, das zu einer Art Dachmarke für Thiers werden sollte. Inzwischen gibt es etwa 500 verschiedene Varianten des „Le Thiers” – vom Taschenmesser bis zum Tischmesser oder Haushaltsmesser.
In kaum einem anderen Zentrum der Schneidwarenindustrie gibt es vor Ort so viele Schneidwarengeschäfte. Auch das 1985 gegründete Musée de la Coutellerie mit seinen Nebenstellen ist ein wahrer Besuchermagnet.
Der Fluss Durolle, der mit einem Gefälle von mehr als 100 Metern durch das Stadtgebiet von Thiers fließt, war ein wichtiger Lebensnerv der Gewerbeentwicklung. Noch in den 1950er Jahren befanden sich an der Durolle in Thiers insgesamt 140 Wehre.
Foto: Stadtarchiv Thiers
Im Zuge der Industrialisierung gesellten sich zu den frühen Schleifkotten und Hammerwerken am Ufer der Durolle zahlreiche Fabrikgebäude.
Foto: Stadtarchiv Thiers
Schon die Schriftstellerin George Sand war Ende des 19. Jahrhunderts begeistert von der „ville noire” – der schwarzen Stadt – mit ihren Liegend arbeitenden Schleifern und auch Schleiferinnen.
Foto: Stadtarchiv Thiers
Die meisten Betriebe sind inzwischen aus der Enge des Durolle-Tals in neue Industriegebiete abgewandert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2006
In kaum einem – abgesehen vielleicht von Laguiole – anderem Zentrum der Schneidwarenindustrie gibt es vor Ort so viele Schneidwarengeschäfte. Foto:
LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Vor einigen Jahren wurde das Infozentrum der Schneidwarenindustrie „La Cité des Couteliers” geschaffen. Hier wurden die Unternehmen mit ihren Produkten vorgestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2006
Leider ist es bis heute nicht gelungen, eine ehemalige Gesenkschmiede im Tal der Durolle zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2012
Gembloux –
eine große Tradition wurde zur Episode
Die ersten acht Schmiedemeister, die Mitte des 18. Jahrhunderts in den Steuerdokumenten der kleinen Stadt Gembloux verzeichnet waren, standen noch ganz im Schatten der mächtigen Schmiede-Gilde von Namur. Doch im 19. Jahrhundert verlagerten sich die Schwerpunkte: Gembloux wurde zum belgischen Schneidwarenzentrum. Auch die umliegenden Dörfer waren in die Produktion einbezogen. Während die Messer und Taschenmesser zunächst auch exportiert wurden, blieb der Absatzmarkt in der zweiten Jahrhunderthälfte zunehmend national. Eine Mechanisierung der Produktion, wie an anderen Standorten, unterblieb. Infolgedessen wurde die Rohware mehr und mehr aus Solingen bezogen.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Schneidwarenindustrie in Gembloux einen rasanten Aufschwung. Viele Kleinbetriebe vergrößerten ihre Belegschaften und mechanisierten die Fertigung. Viele neue Betriebe – darunter auch Gesenkschmieden – entstanden. Die junge Besteckbranche wuchs sehr stark und exportierte gar in außereuropäische Märkte.
Von dieser großen Vergangenheit ist heute in Gembloux kaum noch etwas übriggeblieben. Allein das Stadtschmiedegeschäft in der Grand Rue erinnert an die große Tradition der Schneidwarenindustrie. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man weitere Spuren der ehemaligen Industrie
Das Atelier Frisque in der Grand Rue um 1900, Schmieden von Hand.
Foto: LVR-Industriemuseum, Archiv
Eine große Spindelpresse am Kreisverkehr erinnert an die Tradition der Schneidwarenindustrie.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Ansonsten ist der beschauliche Ort Gembloux eher für seine in einer ehemaligen Benediktiner-Abtei untergebrachte landwirtschaftliche Abteilung der Universität Liège bekannt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Die belgische Kolonialpolitik führte in Gembloux zur Entstehung einer bedeutenden Fertigung von Haumessern, Macheten und Berufsmessern. Neben der Fa. Jadot Frères wäre hier vor allem die Fa. Paon zu nennen, die um 1930 täglich etwa 10.000 Macheten herstellte. Nach einer Unterbrechung während des Zweiten Weltkrieges konnte das Unternehmen in den 1950er Jahren an die alten Erfolge anknüpfen.
Foto: LVR-Industriemuseum, Archiv
Doch seit der Unabhängigkeitserklärung des Kongo (Zaire) ging der Absatz rapide zurück. Die Produktion wurde 1965 eingestellt. Allein die Fabrikmauern sind geblieben.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Fa. Kara – Das Unternehmen wurde bereits 1794 als „Manufacture de Coutellerie Ernest Pièrard-Lefebvre” gegründet und in den 1920er Jahren in „KARA” umbenannt. 1988 musste Michael Pièrard das Unternehmen schließen. Die Aufnahmen von der verlassenen Fabrik entstanden um 1990.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Inzwischen ist Wohnbebauung auf dem Gelände entstanden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Das kleine Unternehmen wurde im Jahre 1900 gegründet und war mit seinen etwa 15 Beschäftigten auf Fleischmesser spezialisiert. 1947 erhielt die Fa. Winand zusammen mit der gegenüber gelegenen Fa. Colasse einen Großauftrag der belgischen Armee für Taschenmesser. Fernand Winand, der 1972 in das Geschäft eingestiegen war, hatte zuletzt nur noch vier Beschäftigte. Im Jahr 2000 musste er schließen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Das Glanzstück der Schneidwarenindustrie von Gembloux war die „Manufacture Belge”, die 1923 durch einen Zusammenschluss von vier Herstellern entstand. Bereits 1928 waren hier mehr als 300 Personen beschäftigt. Es wurden mehr als 8.000 verschiedene Modelle chirurgischer Instrumente produziert, die zu mehr als 40 Prozent in den Export gingen. 1993 wurden die Tore geschlossen. Das Areal ist zu einem Wohnkomplex umgenutzt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Das Kleine Stadtschmiedegeschäft in der Grand Rue mit seiner Reparatur-Werkstatt ist das einzige was von der traditionellen Schneidwarenindustrie in Gembloux noch übriggeblieben ist. In der dritten Generation fertigt Monsieur Depireux noch heute ein Taschenmessermodell, das seinerzeit sein Großvater ins Leben gerufen hat.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch2016
Von der in den 1920er Jahren sehr bedeutenden und exportorientierten Besteckindustrie in Gembloux mit bekannten Namen wie „Kara”, ist allein noch „Eternum” – 1924 als Zusammenschluss von drei belgischen und französischen Unternehmen als „Franco-Belge de Couverts” gegründet – geblieben. Nachdem Eternum in den 1970er Jahr aus der Innenstadt in ein neues Industriegebiet verlagerte und zunehmend Handelsware aus Japan und Korea ins Programm nahm, wurde die eigene Produktion um 2000 vollständig eingestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Eternum versorgt heute mit gerade einmal zwanzig Beschäftigten von einem riesigen Lager aus mit einem Warenbestand von mehr als vier Millionen Euro den europäischen und russischen Markt mit Bestecken aus China und Vietnam.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Scarperia –
Relikt der florentinischen Blüte
Nahezu vergessen, aber gleichwohl typisch für die italienische Schneidwarenindustrie ist das etwa 30 km nördlich von Florenz gelegene Städtchen Scarperia. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war Scarperias Blütezeit. Während 1841 35 Familien in der Messerherstellung tätig waren, stieg die Zahl über 92 im Jahre 1881 auf 155 im Jahre 1901. 1906 gab es in dem damals etwa 3.000 Einwohner zählenden Ort 46 Schneidwarenwerkstätten, in den 211 Handwerker, 34 Gesellen und 50 sogenannte „giratori di ruota” beschäftigt waren, meist Frauen, die die Schwungräder zum Antrieb der Schleifsteine in Bewegung halten mussten. Somit war fast jede Familie in die Schneidwarenproduktion einbezogen.
Ein Gesetz aus dem Jahre 1908, in dem Klappmesser ab einer bestimmten Länge verboten wurden, leitete erneut den Niedergang des Schneidwarenhandwerks von Scarperia ein. Eine Modernisierung der Produktion und insbesondere des Schmiedeprozesses scheiterte an der handwerklichen Mentalität der Gewerbetreibenden sowie an Kapitalmangel. Der Versuch, unter der Leitung von Solinger Technikern am Ortseingang eine kleine, modern ausgerüstete Schneidwarenfabrik zu betreiben, musste Mitte der 1920er Jahre aufgegeben werden. Während im Jahre 1952 immerhin noch 69 Werkstätten mit 125 Beschäftigten gezählt wurden, waren es im Jahre 1961 – nach einem schweren Erdbeben – nur noch 20 mit insgesamt 34 Beschäftigten.
Auch heute gibt es noch etwa 20 kleine Betriebe in dem beschaulichen Ort mit seinen etwa 800 Einwohnern sowie in der näheren Umgebung. Sie haben sich auf bessere Qualitäten spezialisiert. Unter Kennern bekannt sind etwa sie Saladini-Messer mit ihrer geschwungenen Klinge mit den formschönen Griffen aus Olivenholz, die außerordentlich gut in der Hand liegen. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1750 zurück und noch heute ist man – wenn auch die Klingen bisweilen mit modernen Lasermaschinen geschnitten werden – den handwerklichen Methoden in weiten Teilen treu geblieben. Eine weitere bekannte Adresse ist das Haus Berti, das seit 120 Jahren nun in der 4. Generation existiert. Auch hier ist man mit gutem Erfolg auf Sonderanfertigungen, Serien für prominente Köche oder Sammlerstücke spezialisiert. Rund 22.000 Messer im Jahr werden bei Berti von acht Mitarbeitern hergestellt und in 34 Länder exportiert. Der Name Consiglio steht für hochwertige Taschenmesser – wenn es sein muss mit besonders ausgefallenen Schalen aus Widderhorn.
In Scarperia wurden seit dem 14. Jahrhundert Messer hergestellt, die meist über florentinische Händler vertrieben wurden. Scarperia war zudem für die Ausrüstung der Heere der florentinischen Staatrepublik mit Hieb- und Stichwaffen zuständig.
Foto: Archiv
Die Eröffnung eines neuen Handelsweges nach Norditalien über den Futa-Pass im 18. Jahrhundert stürzte das Schneidwarengewerbe von Scarperia in eine Krise. Schwerpunkt der Produktion war fortan die Herstellung von Arbeits- und Gebrauchsmessern für den regionalen Markt.
Foto: Archiv
Spätestens seit den 1950er Jahren war das durch eine überalterte Beschäftigtenstruktur und eine rückständige Technik gekennzeichnete Schneidwarengewerbe von Scarperia nicht mehr konkurrenzfähig. Heute sind nur noch wenige Betriebe übriggeblieben.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1993
Die Stadtverwaltung Scarperias versucht seit dem Ende der 1970er Jahre, das drohende Aussterben der Schneidwarenindustrie zu verhindern und ein Bewusstsein für die geschichtliche Entwicklung und Bedeutung dieses Gewerbes und der von ihm lebenden Menschen herzustellen. Es werden regelmäßig Messen sowie Ausstellungen organisiert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1993
1990 wurde in der letzten traditionellen Werkstatt des Ortes der erste Teil des lang ersehnten Museums eröffnet. 1992 ging Scarperia mit dem französischen Schneidwarenstädtchen Laguiole eine Städtepartnerschaft ein.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1993
1453 erhielt Graf Nicolo aus Maniago das Recht, das Wasser des Flusses Calvera zur Bewässerung seiner Landwirtschaft in einen Kanal zu leiten. In der Folge ließen sich neben Sägewerken und Mühlen auch Eisenschmiede nieder.
Foto: Museo dell’arte fabbrile e delle coltellerie, Maniago
Nahezu alle Schneidwarenfamilienbetriebe Maniagos schlossen sich im Jahre 1887 zu einer Genossenschaft zusammen. Sie war für den Einkauf der Rohware, den Vertrieb und die Qualität der Produkte zuständig. Die Genossenschaft wurde 1907 durch den bereits in Norditalien tätigen Solinger Stahlwarenfabrikanten Albert Marx übernommen.
Foto: Museo dell’arte fabbrile e delle coltellerie, Maniago
Marx führte nicht nur die „deutsche Arbeitsdisziplin”, sondern auch die Solinger Gesenkschmiedetechnik ein und bemühte sich um eine weitgehende Mechanisierung der Produktion. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste er den mit fast 400 Beschäftigten bei weitem größten Betrieb Maniagos verlassen. Italienische Aktionäre übernahmen die Firma, die während des Krieges vor allem Bajonette produzierte.
Foto: Museo dell’arte fabbrile e delle coltellerie, Maniago
Unter dem Namen CORICAMA („Coltellerie riunite di Caslino e Maniago”) blieb die Firma auch in den 1920er Jahren der größte Schneidwarenbetrieb Maniagos. Die Aktienmehrheit wurde bis zur Weltwirtschaftskrise von dem Solinger Schneidwarenfabrikanten Erwin Krusius gehalten. Die leitenden Angestellten und Techniker stammten aus Solingen.
Foto: Museo dell’arte fabbrile e delle coltellerie, Maniago
Ein typisches Beispiel ist für die vielen Kleinbetriebe im Zentrum der Scherenfabrikant Dario di Chiara, dessen Familienunternehmen 1947 gegründet wurde. In den besten Zeiten hatte der Betrieb bis zu 30 Beschäftigte. Vor zehn Jahren wurden die beiden letzten Mitarbeiter entlassen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Für die damaligen Verhältnisse war der Betrieb technisch gut ausgestattet mit einer eigenen Härterei, einer leistungsfähigen Maschinenschleiferei, in der auch die Augen maschinell geschliffen wurden und einer eigenen Vernickelei. Pro Jahr wurden 360.000 Scheren vorwiegend für den italienischen Markt hergestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die Firma Bemar, in einem kleinen Industriebezirk im Nordosten des Zentrums gelegen, blickt als ältestes Unternehmen auf eine lange Tradition zurück.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Ursprünglich wurden Messer, später auch Besteckmesser und zuletzt in großen Mengen für die Fa. Dick in Baden-Württemberg Kochmesser hergestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Seit etwa zehn Jahren hat sich das Unternehmen vollständig auf die Herstellung von hochwertigen Cuttermessern für die Maschinen der Lebensmittelindustrie konzentriert. Ein großer Teil der Messer wird auf dem schwedischen Markt abgesetzt. Auf den Kunststoff-Spritzgussmaschinen der Fa. Bemar werden auch Griffe für Messerproduzenten in Maniago hergestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
1961 haben sich einige Kleinbetriebe zu einer Verkaufsorganisation zusammengeschlossen, dem „Consorzio Coltellinai”. Inzwischen umfasst es den größten Teil der Betriebe und ist mit einem gut ausgestatteten Verkaufsgeschäft an der Piazza von Maniago vertreten.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die meisten ehemaligen Kleinbetriebe in den Straßen rund um das Zentrum sind inzwischen verschwunden. Die Betriebsstätten sind aufgegeben, die Produktion entweder in moderne Anlagen verlagert oder stillgelegt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Der allergrößte Teil der Schneidwarenproduktion von Maniago findet heute in modernen Industrie-Betrieben statt. Sie haben sich – oft in Nachbarschaft zu anderen Industrien, zu nennen sind u.a.: Hersteller von Kunstfasern, Kunststoffverarbeitung, Feinmechanik, Druck und Grafik – in neuen Industriegebieten angesiedelt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Mit ihren massigen Betriebsbauten und mächtigen Metalltoren verkörpern sie den neuen Typ der Industrieentwicklung der 1970er Jahre.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Maniago –
am Anfang war die Wasserkraft
Die Anfänge der von der Wasserkraft am Südhang der Alpen profitierenden Schneidwarenindustrie Maniagos reichen ins 15. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit wurden Blankwaffen, Werkzeuge und Schneidwaren für die Republik Venedig produziert. Um 1900 wurden etwa 200 bis 250 kleine Familienbetriebe mit zusammen 500 Beschäftigten gezählt.
Nahezu alle diese Kleinbetriebe hatten sich im Jahre 1887 zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen. Diese wurde 1907 durch den Solinger Stahlwarenfabrikanten Albert Marx übernommen. Marx führte nicht nur die „deutsche Arbeitsdisziplin”, sondern auch die Solinger Gesenkschmiedetechnik und eine weitgehende Mechanisierung der Produktion ein. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste er den mit fast 400 Beschäftigten bei weitem größten Betrieb Maniagos verlassen. Unter dem Namen CORICAMA („Coltellerie riunite di Caslino e Maniago”) blieb die Firma in den 1920er Jahren bestehen. Die Aktienmehrheit wurde bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 von dem Solinger Fabrikanten Erwin Krusius gehalten. Die Beschäftigtenzahl der Schneidwarenindustrie Maniagos lag Mitte der zwanziger Jahre bei etwa 600 Personen. Sie produzierten etwa ein Drittel aller italienischen Schneidwaren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Beschäftigten auf über 3.000 im Jahr 1981. Maniago hatte sich zum dominierenden und weitgehend mechanisierten Schneidwarenzentrum Italiens mit mehr als 200 Betrieben entwickelt. Inzwischen ist die Beschäftigtenzahl wieder auf etwa 600 gesunken. Die Kleinbetriebe in den Straßen rund um das Zentrum sind verschwunden. Die Schneidwarenproduktion von Maniago findet in modernen Betrieben in neuen Industriegebieten statt.
Während die Schneidwarenindustrie Maniagos somit auf der einen Seite einen fundamentalen Wandel durchlaufen hat, entstand auf der anderen Seite ein Bewusstsein für die industriekulturellen Traditionen. Das Gebäude des ehemals größten Unternehmens „Coricama” – in den 1990er Jahren eine völlige Ruine – wurde 2009 als Industriemuseum eingerichtet.
Einer der sicherlich interessantesten und vermutlich landschaftlich reizvollsten Schneidwarenstandorte ist das östlich des Comer Sees auf etwa 1.000 Meter Höhe im Val Varrone gelegene Premana. Die etwa 2500 Einwohner zählende Gemeinde ist Italiens wichtigster Scherenproduktionsstandort. Nahezu alle Familien Premanas leben von und für die Schneidwarenindustrie.
Foto: Premax
Produziert wird meist in den Erdgeschossen der an den Hang gebauten mehrstöckigen Wohnhäuser, die sich alle in Familienbesitz befinden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Premana rühmt sich einer bis auf die Zeit der Römer zurückgehenden Gewerbetradition. Die Herzöge von Mailand hatten im Gebiet von Premana ihre einzigen Eisenvorkommen. Seit dem frühen Mittelalter waren in Premana Schmiede ansässig, die unter anderem Bugeisen für die venezianischen Gondeln herstellten. Die Schneidwarenindustrie ist jüngeren Datums.
Foto: Museo Etnografico di Premana
Mitte des 19. Jahrhunderts existierten im Talgrund einige wasserkraftbetriebene Werkstätten und zwei kleinere Fabriken mit etwa 20 Beschäftigten, in denen unter anderem Schneidwaren hergestellt wurden.
Foto: Museo Etnografico di Premana
Diese Werkstätten siedelten sich mit Einführung der Elektrizität kurz vor und während des Ersten Weltkrieges in den Erdgeschossen der in Hanglage gebauten hohen Häuser des Bergortes an.
Foto: Museo Etnografico di Premana
Der außerordentliche Aufschwung der Scherenindustrie von Premana erfolgte über Jahrzehnte in engster Verbindung zu Solingen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1998
Solinger Hersteller ließen in Premana Teilschritte der Scherenherstellung wie das Schleifen ausführen oder bezogen gar die weitgehend fertig bearbeiteten Scheren von dort.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Premana war eine „Rippe” oder das „Pakistan” Solingens wie Eingeweihte sich ausdrückten. Schätzungen zufolge wurden in diesen Zeiten etwa 60 bis 80 Prozent der in Premana bearbeiteten Ware nach Solingen geliefert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Der ökonomische Erfolg ermöglichte es den Handwerkerfamilien von Premana, schrittweise die Abhängigkeit von Rohwarenlieferanten und Großhändlern zu verringern.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Ein wesentlicher Schritt dabei war die Gründung der genossenschaftsähnlichen Vereinigung „Consorcio Premax” im Jahre 1974. „Premax” wurde gemeinsam von etwa 60 Familienbetrieben Premanas gegründet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Neben dem Aufbau von gemeinsamen Vertriebs- und Marketingstrukturen, besserer Maschinenausnutzung sowie der Beschaffung und Verteilung von Aufträgen gelang es „Premax” zu Beginn der achtziger Jahre über eine Finanzierungsgesellschaft die Kontrolle der Gesenkschmiede Steelbert in Canzo zu erlangen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Ebenso wurde von „Premax” eine eigene Härterei in Premana aufgebaut.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Maschinen mit automatischen Zuführungen gehörten bereits zur Standardausrüstung selbst der kleinen Familienbetriebe als andernorts noch von Hand eingelegt wurde.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die 1980/90er Jahre waren geprägt von einem starken Automatisierungsschub und einer enormen Ausweitung der Produktionskapazität. Während im Jahr 1980 nur etwa 30 bis 35 Prozent der Arbeitszeit durch automatisierte bzw. teilautomatisierte Arbeitsvorgänge gebunden waren, gingen Beobachter schon zehn Jahre später von rund 80 Prozent aus.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Im Laufe der 1980er Jahre verdoppelte sich die Produktion von etwa neun auf knapp 17 Millionen Scheren jährlich. In Premana werden heute Scheren aller Qualitätsstufen produziert, wobei die mittleren Qualitäten überwiegen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Inzwischen sind einige der wichtigsten Partner in Solingen selbst vom Markt verschwunden, andere haben sich von Premana weg nach Osteuropa oder Asien orientiert. Nur noch 30 bis 50 Prozent der Produktion sind noch für Solingen bestimmt. Nicht zuletzt dank Premax ist es den Produzenten in Premana jedoch gelungen, sich eigenständig auf dem Markt zu positionieren.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Premana –
vom Pakistan Solingens zur Eigenständigkeit
Einer der spektakulärsten Schneidwarenstandorte ist das auf etwa 1000 Meter Höhe gelegene Premana in Norditalien. Nahezu alle Familien des 2500 Einwohner zählenden Ortes leben von der Schneidwarenindustrie. In den engen Straßen befinden sich unzählige Kleinstbetriebe. Die meisten wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet.
Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte es den Handwerkerfamilien von Premana, die Abhängigkeit von Rohwarenlieferanten und Großhändlern zu verringern. Ein wesentlicher Schritt dabei war die Gründung der genossenschaftsähnlichen Vereinigung „Consorcio Premax” im Jahre 1974. Die folgenden Jahre waren durch einen starken Automatisierungsschub und eine enorme Ausweitung der Produktionskapazität geprägt. Der Aufschwung der Scherenindustrie von Premana erfolgte in engster Verbindung zu Solingen. Im Laufe der 1980er Jahre verdoppelte sich die Produktion auf knapp 17 Millionen Scheren jährlich. Heute werden in Premana Scheren aller Qualitätsstufen produziert. Dabei sind inzwischen nur noch 30 bis 50 Prozent der Produktion für Solingen bestimmt. Dank Premax ist es gelungen, sich eigenständig aufzustellen. Durch die Ausweisung eines neuen Industriegebietes im Talgrund wurden Betriebserweiterungen und die Ansiedlung von Schmieden möglich. Wohl kaum ein europäisches Zentrum der Schneidwarenindustrie verfügt auf so engem Raum über eine solche Zusammenballung aller relevanten Kernkompetenzen.
Mitten in der Kurort-Atmosphäre des kleinen Städtchens Asso, zwischen Como und Lecco gelegen, befindet sich der wichtigste Schmiedestandort der italienischen Schneidwarenindustrie.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1996
In Asso und dem einige Kilometer nördlich gelegenen Canzo befinden sich heute einige Schlägereien (Stamperias) mit etwa 20 bis 80 Beschäftigten, in denen der größte Teil der in Italien verarbeiteten Rohlinge geschmiedet wird – an erster Stelle Scherenrohlinge, die in Premana weiterverarbeitet werden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1996
Asso / Canzo –
Schmiedestandort am Alpenrand
Mitten in der Kurortatmosphäre des kleinen Städtchens Asso, zwischen Como und Lecco gelegen, befindet sich der – neben Maniago – wichtigste Schmiedestandort der italienischen Schneidwarenindustrie. Die Traditionen lassen sich zumindest bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen: Begünstigt durch die Möglichkeit der Nutzung der Wasserkraft wurden in Asso und den meist nördlich gelegenen Orten und Tälern um die Jahrhundertwende von rund 90 Beschäftigten in 30 Betrieben vorwiegend Messer, Scheren und Taschenmesser sowie andere Kleineisenprodukte hergestellt. Die älteste Schlägerei von Asso/Canzo wurde 1892 gegründet.
Auch wenn die Fabrikanten von Premana sich durch die über Premax betriebenen Schmiede von der vollständigen Abhängigkeit befreit haben, gibt es noch einige Verbindungen. In Asso und vor allem dem einige Kilometer nördlich gelegenen Canzo befinden sich heute einige Schlägereien (Stamperias) mit etwa 20 bis 80 Beschäftigten, in denen der größte Teil der in Italien verarbeiteten Rohlinge geschmiedet wird – an erster Stelle die Scherenrohlinge, die in Premana weiterverarbeitet werden.
In der größten Firma vor Ort mit über 70 Beschäftigten werden von der kleinen Nagel- bis zur großen Heckenschere eine breite Palette von hauptsächlich Berufsscheren nicht nur unter dem großen Hammer selbst geschlagen, sondern auch bis zum versandfertigen Endprodukt in eigener Regie hergestellt.
Lumezzane liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Brescia.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die Tradition der Schneidwarenindustrie im Tal von Lumezzane geht zurück ins 19. Jahrhundert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Im Tal von Lumezzane werden heute die unterschiedlichsten Metallprodukte sowie „coltelli ed articoli casalinghi” (Messerschmiedewaren und Haushaltsgeräte aller Art) hergestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Von etwa 20 Betrieben der Schneidwarenproduktion in den 1960er Jahren waren Ende der 1980er Jahre nur noch sechs bis sieben Betriebe übrig.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
In den Kleinbetrieben werden vor allem Löffel, Haushaltsmesser diverser Art und einige Billigprodukte, wie Bestecke mit Kunststoffgriffen, hergestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Ein typischer Vertreter der Branche ist die Fa. Salvinelli, die mit etwa 25 Beschäftigten in einer nahezu vollautomatischen Fertigung eine Million Besteckteile pro Monat produziert.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das umfangreiche Sortiment wird inzwischen mit z.T. geschmiedeten Koch- und Küchenmessern aus China und Inox-Plattenware aus Indien ergänzt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Lumezzane –
Industrie für Haushaltswaren in der Region Brescia
Das langgestreckte Tal von Lumezzane, ein Konglomerat von mehreren Ortschaften mit zusammen rund 25.000 Einwohnern, liegt kaum 15 Kilometer nördlich von Brescia auf halbem Wege zwischen dem westlich gelegenen Lago di Iseo und dem im Osten gelegenen Lago di Garda. Wenn man auf der langsam ansteigenden Straße abwechselnd an kleinen Stahlwerken und metallverarbeitenden Betrieben aller Art vorbeifährt, die zum Teil ein wenig versteckt in kleinen Seitentälern liegen, werden Erinnerungen an das Zentrum der deutschen Werkzeugindustrie in Remscheid wach. Die Tradition der Schneidwarenindustrie des Tals von Lumezzane geht zurück ins 19. Jahrhundert. Hier sind zum ersten Mal wassergetriebene Hämmer und Schleifmühlen dokumentiert. Um die Jahrhundertwende gibt es einige wenige Kleinbetriebe, die Dampfmaschinen als Antriebskraft einsetzen.
Im Tal von Lumezzane werden heute die unterschiedlichsten Metallprodukte sowie „coltelli ed articoli casalinghi” (Messerschmiedewaren und Haushaltsgeräte aller Art) hergestellt. Während in den 1960er Jahren etwa 20 Betriebe an der Schneidwarenproduktion im engeren Sinne beteiligt waren, waren Ende der 1980er Jahre nur noch sechs bis sieben Betriebe übrig.
Noch um 1900 galt Steyr als Zentrum der österreichischen Schneidwarenindustrie. Allein die in dieser Zeit am Wehrgraben errichteten Hackwerke – mit fast 1000 Beschäftigen vor dem Ersten Weltkrieg das größte Schneidwarenunternehmen – schafften es, die Weltwirtschaftskrise zu überstehen.
Foto: Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1989
1981 ging auch dieses Unternehmen in Konkurs. Eines der Fabrikgebäude wurde zum Museum industrielle Arbeitswelt umgebaut.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Wer heute nach Spuren der Messerindustrie in und um Steyr sucht, der wird in Trattenbach fündig. Der Ort befindet sich in einem landschaftlich reizvollen Seitental der Enns und hat eine lange Tradition der Herstellung von sogenannten Taschenfeiteln – einfachen Taschenmessern mit nur einer Klinge.
Foto: Gemeinde Trattenbach
Jährlich wurden sieben bis acht Millionen Taschenfeitel produziert.
Foto: Gemeinde Trattenbach
Das Trattenbacher Messergewerbe hatte sehr unter der Weltwirtschaftskrise ab 1929 zu leiden. Bis 1931 sank die Zahl der Betriebe auf elf, bis 1945 auf nur noch sechs.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Am weitesten mechanisiert war das 1853 von der Familie Löschenkohl gegründete Unternehmen. Ende der 1970er Jahre blieb es als einziger traditioneller Feitel-Hersteller in Trattenbach übrig.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das Inventar der Firma Löschenkohl gehört inzwischen zu dem 1988 in Trattenbach eingerichteten Museum.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Trattenbach –
im Tal der Feitelmacher
Noch um 1900 galt Steyr als Zentrum der österreichischen Schneidwarenindustrie. Am Zusammenfluss von Steyr und Enns gelegen, entwickelte sich die Stadt schon im Mittelalter zu einem bedeutenden Handels- und Gewerbezentrum. Neben der Herstellung von Feuerwaffen spielte die Herstellung von Schneidwaren verschiedenster Art eine wichtige Rolle. Um 1900 kam es zur Gründung von Fabrikbetrieben, darunter die am Wehrgraben errichteten Hackwerke – mit fast 1.000 Beschäftigen vor dem Ersten Weltkrieg. 1981 ging das Unternehmen in Konkurs. Das ehemalige Fabrikgebäude wurde zum „Museum industrielle Arbeitswelt” umgenutzt.
Wer heute nach Spuren der Messerindustrie in und um Steyr sucht, der wird u.a. in Trattenbach fündig. Der Ort befindet sich in einem Seitental der Enns und hat eine lange Tradition der Herstellung von sogenannten Taschenfeiteln – einfachen Taschenmessern mit nur einer Klinge. Im 16. Jahrhundert gab es 16 Messerwerkstätten im Trattenbacher Tal. Die Handwerkerfamilien betrieben neben dem Gewerbe eine Landwirtschaft. Jeder Hersteller führte alle – etwa 40 bis 50 – Arbeitsgänge zur Herstellung eines Feitels aus. Schließlich wurden jährlich sieben bis acht Millionen Taschenfeitel produziert und zum größten Teil exportiert. Nachdem die Zahl der Betriebe schon während des Zweiten Weltkrieges stark zurückgegangen war, blieb Ende der 1970er Jahre nur noch die Firma Löschekohl übrig. Sie ist inzwischen Bestandteil des 1988 im Tal eingerichteten Freilichtmuseums.
Victorinox –
Starke Marke aus dem Lande Wilhelm Tells
Karl Elsener hatte im schweizerischen Zug das Messerschmiede-handwerk erlernt und sich auf Rasiermesser und chirurgische Instrumente spezialisiert. Am 1.1.1884 gründete er in Ibach sein eigenes Unternehmen. 1891 wurde auf seine Initiative hin der Verband Schweizerischer Messerschmiedemeister gegründet, um die Herstellung der Taschenmesser für die Schweizer Armee zu organisieren. Schon im Oktober 1891 erfolgte die erste Soldatenmesser-Lieferung für die Schweizer Armee. 1892 hatte Karl Elsener bereits 30 Beschäftigte. In den folgenden Jahren entwickelte er neben dem Soldatenmesser eine ganze Reihe von Taschenmessertypen, die unter werbewirksamen Namen – Schülermesser, Kadettenmesser, Bauernmesser, Offiziersmesser – vertrieben wurden.
Während die damaligen Taschenmesser sich in der Regel nur auf einer Seite öffnen ließen und über je eine Sprungfeder für zwei Klingen verfügten, entwickelte Karl Elsener ein Messer mit sechs Teilen an nur zwei Sprungfedern, das an beiden Seiten geöffnet werden konnte. Er ließ dieses Messer, das Grundmodell des Schweizer Offiziersmessers, im Jahre 1897 gesetzlich schützen. Die Gewichtsersparnis machte es möglich, immer weitere Funktionen zu integrieren.
1921 wurde in der Fa. Elsener der rostfreie Stahl eingeführt – eine entscheidende Neuerung, die zum Markennamen Victorinox führte. 1931 wurde die erste vollelektrische Härterei der Welt eingerichtet. Die Anlage ermöglichte eine exakte Regulierung der Temperatur, mit der ein für damalige Verhältnisse einzigartiges Qualitätsniveau erreicht werden konnte. Die nach den neuen Verfahren gehärteten Metzgermesser begründeten den Ruf von Victorinox. Entscheidend für den Aufschwung des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg war, dass die in Europa stationierten US-Soldaten das Swiss Army Knife als Souvenir entdeckten und für dessen Verbreitung auf dem gesamten Globus sorgten.
Das Erfolgsrezept der Firma Victorinox basierte im Wesentlichen auf Methoden, die bereits in der Schweizer Uhrenindustrie erprobt worden waren: die präzisen Stanz- und Schleiftechniken bei der Fertigung der Einzelzeile und das Prinzip der Austauschbarkeit der Teile.
Am 1.1.1884 gründete Karl Elsener in Ibach sein eigenes Unternehmen. Als Produktionsstätte diente ihm eine ehemalige Mühle.
Foto: Fa. Victorinox
Der 1860 geborene Firmengründer hatte im schweizerischen Zug das Messerschmiedehandwerk erlernt.
Foto: Fa. Victorinox
Bis 1892 stieg die Zahl seiner Beschäftigten auf etwa 30.
Foto: Fa. Victorinox
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Victorinox zum Weltmarkt-führer. Die Betriebsstätte in Ibach wuchs um ein Vielfaches.
Foto: Fa. Victorinox 1992
Entscheidend für den Aufschwung des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg war, dass die in Europa stationierten US-Soldaten das Swiss Army Knife als Souvenir entdeckten und für dessen Verbreitung auf dem gesamten Globus sorgten.
Foto: Fa. Victorinox 1992
Das Erfolgsrezept der Firma Victorinox basierte im Wesentlichen auf Methoden, die bereits in der Schweizer Uhrenindustrie erprobt worden waren.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
Von der Uhrenindustrie wurden nicht nur die präzisen Stanz- und Schleiftechniken bei der Fertigung der Einzelzeile für Taschenmesser übernommen. Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
Sondern auch das Prinzip der Austauschbarkeit der Teile. Die hohe Präzision bei der Fertigung ermöglichte es, die Einzelteile beliebig zu kombinieren.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
Nahezu alle Einzelteile der Messer werden von Victorinox selbst hergestellt. Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Täglich werden in Ibach etwa 28.000 Swiss Army Knives und 32.000 andere Taschenwerkzeuge produziert. Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
In der eigenen Lehrwerkstatt wird der Nachwuchs in einem dualen Ausbildungssystem ausgebildet. Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das Schweizer Offiziersmesser wird heute in über 100 verschiedenen Varianten und Kombinationen hergestellt. Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Sheffield –
Schneidwarenfertigung in der Phase der Deindustrialisierung
Sheffield, mit knapp 600.000 Einwohnern eine der großen Städte des mittelenglischen Industriegebietes, war im 18. und 19. Jahrhundert das führende Weltzentrum der Schneidwarenindustrie. Doch der Niedergang der alten englischen Industrie im ausgehenden 20. Jahrhundert, der sogenannte „industrial decline”, betraf gerade auch die Stadt Sheffield. Fast alle bekannten Sheffielder Schneidwarenfabriken existieren nicht mehr. Von etwa 15.000 Beschäftigten um 1920 sind heute nur wenige hundert übrig geblieben.
Sheffield ist zwar noch das englische Schneidwarenzentrum, aber auf dem Weltmarkt spielt es kaum noch eine Rolle. Die Produktionsmethoden wurden viel zu spät oder gar nicht modernisiert. Design und Qualität der Schneidwaren blieben mehr und mehr hinter den Anforderungen des Marktes und auch dem einstigen Ruf der Sheffielder Schneidwarenindustrie zurück. Bei einfachen Qualitäten konnten die Hersteller nicht mit der fernöstlichen Konkurrenz mithalten.
Heute ist die Schneidwarenindustrie Sheffields im Stadtbild vor allen Dingen museal präsent: Im großen Industriemuseum Kelham Island, im Freilichtmuseum Abbeydale Industrial Hamlet sowie mit einer beeindruckenden Schneidwarensammlung in der frei zugänglichen Milleniumsgallerie.
Der Schleifvorgang in Sheffield unterscheidet sich von der Schleifmethode in Solingen oder Thiers. Der Schleifer saß oder stand über dem hölzernen „Sattel” – genannt „horse”.
Foto: Archiv
Frauenarbeit war in der Sheffielder Schneidwarenindustrie weit verbreitet. Nahezu die Hälfte der 10.000 Beschäftigten in der Schneidwarenindustrie vor und nach dem Zweiten Weltkrieg waren Frauen – meist unter 21 Jahren.
Foto: Archiv
Arbeitsprozesse wie das Feinpolieren, „buffing” genannt, wurden nahezu ausschließlich von Frauen durchgeführt.
Foto: Archiv
Vor 1900 war Sheffield der bedeutendste Schneidwarenstandort der Welt. Schon früh entstanden große Fabrikgebäude im oder am Rande des Stadtzentrums, so z.B. die Firma George Wostenholm.
Foto: Archiv
Oder James Dixon & Sons mit ihrer überwiegend weiblichen Belegschaft um 1906.
Foto: Archiv
Erst um 1900, wurde – wie hier bei Suffolk Works – die Fallhammerschmiede-technik eingesetzt.
Foto: Archiv
Heute erinnert in Sheffields Innenstadt wenig an die glorreichen Zeiten der Schneidwarenindustrie.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1988
Die noch in den 1990er Jahren größte Schneidwarenfirma Sheffields – Richardson – musste um 2000 Konkurs anmelden. 300 Beschäftigte verloren ihre Arbeit.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1988
Viele ehemalige Schneidwarenfabriken wurden niedergelegt oder zu Wohnungen umgewandelt, so wie die Fabrikanlagen von James Dixon & Sons.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1988
Die letzten Heimarbeiterinnen, „mirror-polisher” Edna Stone und Ethel Grayson mussten 1993 ihre Arbeit wegen Auftragsmangel einstellen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1988
Der einzige noch verbliebene Schafscherenhersteller Burgon & Ball, gegründet 1730 und damit vermutlich die älteste Schneidwarenfirma der Welt, produziert in ihren La Plata Works noch heute wie fast vor 100 Jahren.
Foto: M. Krause, 2017
Der Designer David Mellor hat im Peak National Park für seine hochwertige Besteckfabrikation 1990 das architektonisch hervorstechende Round Building errichtet.
Foto: M. Krause, 2017
Größter noch verbliebener, inzwischen in ein Industriegebiet vor den Toren der Stadt umgesiedelter Schneidwarenbetrieb ist die Traditionsfirma Taylors Eye Witness mit ca. 50 Beschäftigten.
Foto: M. Krause 2017
Portugal –
Zentrum der europäischen Besteckindustrie
Die portugiesische Schneidwarenindustrie hat sich zu einer der wichtigsten in Europa entwickelt. Sie ist in drei kleineren Regionen im Norden des Landes konzentriert. Die oft an die französischen Opinel erinnernden Taschenmesser werden in dem kleinen Ort Palacuôlo nahe der spanischen Grenze in der Provinz Tras-os-Montes in rund einem Dutzend Betrieben produziert. Nördlich von Lissabon werden in den Orten Benedita und Santa Catarina Haushalts- und Berufsmesser hergestellt. Flaggschiff ist hier die Firma Icel mit rund 200 Beschäftigten.
Das größte Besteckcluster Europas findet sich nordöstlich von Porto und Guimarães bei Caldas das Taipas. Die Schneidwarenindustrie Caldas das Taipas kann auf eine jahrhundertealte handwerkliche Tradition zurückblicken und befindet sich in einem umfangreichen Modernisierungsprozess, der die noch vor wenigen Jahrzehnten sehr miserablen Arbeitsbedingungen weitgehend hinter sich gelassen hat. Rund ein Dutzend Betriebe mit zusammen etwa 600 Beschäftigten haben viele neue moderne Muster-Kollektionen auf den Markt gebracht und sind inzwischen tonangebend in der europäischen Besteckherstellung.
Hauptort der portugiesischen Schneidwarenindustrie ist das Städtchen Caldas das Taipas bei Guimarães im Norden Portugals. Der Fluss Ave trieb hier in früheren Jahrhunderten zahlreiche Wasserschleifmühlen an.
Foto: M. Krause 2017
Blick in eine historische Schneidwarenfabrikation um 1900.
Nicht selten entstanden aus kleinen Werkstätten Industriebetriebe.
Im 20. Jahrhundert erfolgte eine Spezialisierung auf die Herstellung von Bestecken. In Caldas das Taipas entstanden zahlreiche Besteckbetriebe – meist mittlerer Größe.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Deren Arbeitsverhältnisse allerdings noch Ende des 20. Jahrhunderts sehr rückständig waren.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Frauenarbeit war in allen Produktionsbereichen weit verbreitet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Auch in den Außenbereichen und den umgebenden Orten von Caldas das Taipas entstanden neue Betriebe.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Einer der wenigen Scherenhersteller bei Caldas das Taipas war in den 1980er Jahren die Firma Batista. Sämtliche Arbeitsgänge wurden unter einem Dach ausgeführt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Modernster Betrieb der Besteckindustrie war die Firma Cutipol.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Die Messerindustrie Portugals ist in zwei kleinen Orten nördlich von Lissabon konzentriert: Benedita und Santa Catarina. Größte Messerfabrik mit rund 200 Beschäftigten ist die Firma Icel in einem Industriegebiet von Benedita.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
In der Messerfabrik Cisaca im benachbarten „Industriedorf” Santa Catarina ging es 1990 noch sehr handwerklich zu – es dominierten Schraubstock und Polierscheibe.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Die Firmen sind nahezu alle in modernen Produktionsgebäuden untergebracht. Die Besteckindustrie von Caldas das Taipas ist mit etwa 600 Beschäftigten eine der bedeutendsten in Europa.
Foto: M. Krause 2017
Albacete –
eine Stadt im Aufschwung
Neben Thiers und Solingen ist Albacete der bedeutendste Messerproduktionsstandort in Europa. In den Industriegebieten vor den Toren der Altstadt und der nördlich gelegenen Kleinstadt Madrigueras befinden sich heute etwa 70 Betriebe mit fast 2.000 Beschäftigten. Sie stellen hauptsächlich das spanische Navaja Taschenmesser sowie Haushalts- und Berufsmesser her. Die bei weitem größte Firma ist die Firma Arcos, ein Familienbetrieb in vierter Generation mit etwa 500 Beschäftigten.
Die Urspünge der Schneidwarenproduktion reichen bis ins 16.Jahrhundert zurück. In den folgenden Jahrhunderten florierte das Gewerbe auf Basis der allgemeinen Verbreitung des Navaja-Messers mit seiner typischen geschwungenen Form.
Nach 1980 erlebte der nach wie vor in Teilen handwerklich geprägte Messerstandort Albacete einen enormen industriellen Aufschwung. Die Beschäftigtenzahl stieg auf das dreifache und die Bevölkerungszahl Albacetes verdoppelte sich auf über 170.000 Einwohner. Region, Stadt, Unternehmerschaft und Gewerkschaften unterstützen die Entwicklung der Schneidwarenindustrie sehr engagiert: 2001 wurde Europas einzige Schneidwarenfachschule eröffnet. Drei Jahre später entstand ein neues Schneidwarenmuseum mitten in der Stadt.
Albacete, in der Region La Mancha – der Heimat von Don Quijote – wurde im 19. Jahrhundert zum spanischen Messer- und Schneidwarenzentrum. Spezialität war das gebogene Navaja-Taschenmesser.
Foto: Archiv
Heute ist die Schneidwarenindustrie in neuen Industriegebieten vor den Toren der Innenstadt angesiedelt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Im Stadtzentrum befinden sich einige Schneidwarengeschäfte.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Um 1990 wurden die letzten innerstädtischen Schneidwarenbetriebe in die neuen Industriegebiete verlagert. Damit entstand Platz für dringend benötigte Wohnbauflächen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Die traditionelle handwerkliche Navaja-Taschenmesserproduktion findet in Hinterhöfen und Kleinbetrieben statt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Die Fertigungsmethoden wurden zunehmend modernisiert, doch weiterhin bildeten die handwerklichen Arbeitsgänge einen wichtigen Teil der Produktionswirklichkeit. Qualität made in Albacete wird hochgehalten.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Mit 500 Beschäftigten ist die Firma Arcos der größte Messerbetrieb Albacetes. Bereits in den 1980er Jahren war die Fertigung bei Arcos weitgehend mechanisiert. Die Schleifmaschinen stammten von der Solinger Firma Siepmann. Täglich werden bei Arcos etwa 70.000 Schneidwaren – überwiegend Berufs- und Kochmesser – hergestellt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1990
Museen der Schneidwarenindustrie in Europa
Solingen
LVR-Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs
Das in der ehemaligen Gesenkschmiede Hendrichs eingerichtete LVR-Industriemuseum veranschaulicht an authentischen Arbeitsplätzen den Herstellungsprozess einer Schere und erläutert die Industrialisierung Solingens seit dem frühen 19. Jahrhundert. Neben der Rohwarenproduktion in der Schmiede und den weiterverarbeitenden Werkstätten zum Härten, Schleifen und Montieren wird die Mechanisierung des Schleifens veranschaulicht. Um das Museum herum wurde ein Netzwerk von Solinger Industriekulturstandorten aufgebaut, mit: dem Wipperkotten – dem letzten original erhaltenen Wasserkotten, in dem noch heute geschliffen wird; der Reiderei Lauterjung – einer ehemaligen Heimarbeiterwerkstatt für die Taschenmessermontage; der Loosen Maschinn – einer ehemaligen Dampfschleiferei, in der die Schleifer ihre Arbeitsstellen gemietet hatten oder dem ehemalignen Lieferkontor der Firma Herder Abr. Sohn, in dem einstmals die Heimarbeiter ihre Arbeiten ablieferten und neue in Empfang nahmen.
LVR-Industriemuseum
Gesenkschmiede Hendrichs
Merscheider Str. 289-297
D-42699 Solingen
EUROPÄISCHE ROUTE DER INDUSTRIEKULTUR
www.erih.de/da-will-ich-hin/////schneidwaren/
Deutsches Klingenmuseum
Das im ehemaligen Gräfrather Kloster eingerichtete Deutsche Klingenmuseum verfügt über eine große Blankwaffen-Sammlung. Neben der Sammlung von Schneidwaren jedweder Art kommt besonders der Tischkultur bzw. der Bestecksammlung eine besondere Bedeutung zu.
Deutsches Klingenmuseum
Klosterhof 4
D-42653 Solingen
Albacete
Das 2004 in einem alten Stadtpalast neu eingerichtete städtische Museum hat seinen Schwerpunkt bei der Schneidwarenindustrie. Die Dauerausstellung zeigt eine außergewöhnliche Sammlung von Produkten aus den letzten Jahrhunderten. Aber auch in den regelmäßigen Sonderausstellungen, mit Aktivitäten für Kinder und mit Stadtrouten auf den Spuren der Schneidwarenindustrie wird die Geschichte der Branche präsentiert.
Museo Municipal de la Cuchilleria
Plaza de la Catedral
E-02001 Albacete
Trattenbach
Fast das gesamte Trattenbacher Tal ist zu einer Art Freilichtmuseum umgewandelt worden. Bestandteile des Museums sind das volkskundliche Museum in der Wegscheid, ein Werkstattgebäude aus dem 16. Jahrhundert, in dem einst Feitelklingen geschmiedet und geschliffen wurden; die Schleiferei am König, in der mit oberschlächtigen Wasserrädern ein großer Schleifstein und ein Schwanzhammer originalgetreu rekonstruiert und zu Vorführzwecken betrieben werden sowie die Drechslerei am Erlach, in der alle Arbeitsschritte zur Herstellung eines Feitel-Griffes nachvollzogen werden können. Auch der Betrieb der Fa. Löschenkohl – seit Ende der 1970er Jahre der letzte Hersteller von Taschenfeiteln im Trattenbacher Tal – gehört inzwischen zum Museum.
Museumsdorf Trattenbach – Im Tal der Feitelmacher
Hammerstr. 2a
A-4453 Trattenbach
Maniago
Im Gebäude des ehemals größten Unternehmens „Coricama” – in den 1990er Jahren eine völlige Ruine – wurde 2009 das Industriemuseum „Museo dell‘ Arte fabbrile e delle coltellerie” eröffnet. Auf zwei großzügig gestalteten Etagen wird die Geschichte der Schneidwarenindustrie von den Anfängen bis heute erzählt. Die Ausstellung bietet anhand von beeindruckenden Exponaten und Inszenierungen einen Einblick in soziale, ökonomische und technische Aspekte der Arbeitswelt, die Kulturgeschichte sowie die Produktvielfalt und Designgeschichte.
Museo dell’arte fabbrile e delle coltellerie
Via Maestri del lavaro, 1
I-33085 Maniago
Premana
Das auf etwa 1.000 Meter Höhe gelegene Premana ist einer der spektakulärsten europäischen Schneidwarenstandorte und selbst eine Art Museum. In den engen Straßen befinden sich unzählige Kleinstbetriebe. Nahezu alle Familien des 2.500 Einwohner zählenden Ortes sind in der Schneidwarenindustrie tätig. Der Aufschwung der Scherenindustrie von Premana erfolgte in engster Verbindung zu Solingen. Im Laufe der 1980er Jahre stieg die Produktion auf knapp 17 Millionen Scheren jährlich. Heute werden Scheren aller Qualitätsstufen produziert. Dabei sind inzwischen nur noch 30 bis 50 Prozent der Produktion für Solingen bestimmt. Dank des Konsortiums „Premax” ist es gelungen, sich eigenständig aufzustellen. Das in den 1980er Jahren eingerichtete ethnografische Museum mit seiner reichhaltigen Sammlung zur lokalen Schneidwarenindustrie – u.a. Produkte, Werkzeuge und Maschinen – soll helfen, die handwerklichen und bäuerlichen Traditionen in Erinnerung zu halten. Es verfügt über eine interessante Sammlung von Objekten des Schneidwarengewerbes insb. aus dem 20. Jahrhundert.
Museo Etnografico di Premana
via Roma 18
I-23834 Premana (Lecco)
Scarperia
1995 konnte in einem trutzigen Palast aus dem 14. Jahrhundert das Schneidwarenmuseum „Museo dei Ferri Taglienti” eingerichtet werden, zu dem als Außenstelle auch eine Originalwerkstatt, die „Bottega del Coletellinalo” im Ortszentrum gehört. Hier können die Besucher die Herstellung eines Messers nachvollziehen.
Museo dei Ferri Taglienti
Piazza dei Vicari
I-50038 Scarperia e San Piero (FI)
www.museoferritaglientiscarperia.it
Thiers
Das 1985 gegründete Musée de la Coutellerie mit seinen Nebenstellen ist ein wahrer Besuchermagnet. Es verfügt über eine Sammlung erlesener Schneidwaren. Mit seinen Handwerksstätten hatte es Vorbildcharakter. Inzwischen wurden im Tal der Durolle Industriekulturpfade angelegt. Ein neu eingerichtetes Infozentrum „La Cité des Couteliers” informiert – geradezu museumsartig – über die heutige Schneidwarenindustrie.
Musée de la Coutellerie
58, rue de la Coutellerie
F-63300 Thiers
www.ville-thiers.fr/musee-de-la-coutellerie
Opinel
Im Jahre 1875 erwarb die Fa. Opinel das Gebäude in St.-Jean-de-Maurienne, in dem Jean Opinel, ein Bruder des Erfinders der Opinel-Taschenmesser, Joseph Opinel, 1927 eine Schmiede eingerichtet hatte. Bis 1986 diente es als Nebenproduktionsstätte. Danach wurde das Ensemble zum Museum ausgebaut. Das Museum veranschaulicht die Geschichte des Unternehmens mit den wichtigsten Meilensteinen an den verschiedenen Standorten, informiert über den Herstellungsprozess sowie die Entwicklung der Märkte. Jährlich finden 50.000 Besucher den Weg in das Museum, das damit zu den meistbesuchten Orten des Savoyen gehört.
Musée Opinel
25, rue Jean Jaurès
F-73300 St.-Jean-de-Maurienne
Klingenthal
Alle Spuren der gewerblichen Vergangenheit Klingenthals wären vollständig in Vergessenheit geraten, wenn sich nicht die „Association pour la Sauvegarde du Klingenthal” seit 1994 darangemacht hätte, ein vorbildliches Museum aufzubauen. Das 2007 eröffnete Museum veranschaulicht mit beeindruckenden Werkstatt-Rekonstruktionen und mit einer Sammlung von Werkzeugen, Werkstücken und Produkten die Herstellung von Blankwaffen. Ein kommentierter Industriekulturrandgang durch den Ort interpretiert die baulichen Überreste.
Maison de la Manufacture
2, rue de L’Ecole
F-67530 Klingenthal
Laguiole
Das Laguiole-Messer wurde niemals rechtlich geschützt. Um sich gegen die Billigkonkurrenz zu wehren, wird es für die Produzenten in Laguiole zur existentiellen Notwenigkeit, den Besuchern und Konsumenten einen Einblick in die eigene und authentische Fertigung zu ermöglichen. In den meisten Werkstätten können die Besucher den Handwerkern über die Schulter schauen. Auch die von dem Stardesigner Philippe Starck gestaltete Forge de Laguiole ist von vornherein für den Besucherbetrieb konzipiert worden. Von einem Mittelgang durch die gesamte Fabrik aus haben die Besucher Einblick in alle Ateliers, in denen Laguiole-Messer nach wie vor weitgehend in Handarbeit gefertigt werden.
Forge de Laguiole
Route de l’Aubrac
F-12210 Laguiole
Nogent
Mit dem „Espace Pelletier” – benannt nach einem 1828 geborenen Meister der Scherenfertigung Nicolas Pierre Pelletier – wurde in Nogent 1991 ein Museum der Schneidwarenindustrie (Musée de la Coutellerie) geschaffen, das eine ausgezeichnete Sammlung von typischen Produkten, Werkzeugen und Maschinen besitzt, die wichtigsten Herstellungstechniken dokumentiert und regelmäßig Sonderausstellungen organisiert. Ein Führer erschließt das industriekulturelle Erbe der Region.
Musée de la Coutellerie
Espace Pelletier
Place de l’Hôtel de Ville
F-52800 Nogent
www.villedenogent52.fr/page/culture/musee
Gembloux
Das in einem Relikt der alten Stadtbefestigung untergebrachte kleine Museum bewahrt einige Schätze der Tradition der Schneidwarenindustrie auf.
Château du Bailli
Parc d‘Epinal
5030 Gembloux
http://belgien-tourismus-wallonie.de/de/produit/museum-der-messerfabrik-von-gembloux/7203
Sheffield
Die Schneidwarenindustrie Sheffields ist heute an mehreren Orten museal prägent: So etwa im großen Industriemuseum Kelham Island, das die Geschichte der lokalen Schneidwarenindustrie ausführlich darstellt. Hinzu kommen Präsentationen an Originalstandorten: das Freilichtmuseum Abbeydale Industrial Hamlet, eine alte wassergetriebene Fabrikationsanlage zur Herstellung von Sensen; Shepherd Wheel, ein ehemaliger Schleifkotten und die Wortley Top Forge, eine traditionelle Schmiede. Das städtische Museum Weston Park hat seine opulente und beeindruckende Schneidwarensammlung inzwischen prominent in der Stadtmitte, in der neuen Millenniumsgalerie in einem großzügigen Ausstellungsraum untergebracht.
Sheffield Industrial Museums Trust
Kelham Island Museum
Alma Street
GB-Sheffield S3 8RY
www.simt.co.uk/kelham-island-museum
Abbeydale Industrial Hamlet
Abbeydale Road South
GB- Sheffield S7 2QW
www.simt.co.uk/abbeydale-industrial-hamlet
Shepherd Wheel
Whiteley Woods
Off Hangingwater Road
GB- Sheffield S11 2YE
www.simt.co.uk/shepherd-wheel-workshop
Wortley Top Forge Industrial Museum
Forge Lane
GB-Thurgoland S35 7DN
Weston Park Museum
Western Bank
GB-Sheffield S10 2TP
www.museums-sheffield.org.uk/museums/weston-park/home
Victorinox
Nicht weit vom Schwyzer Victorinox-Werk, in Brunnen am Vierwaldstättersee, befindet sich das Visitor-Zentrum. Die Besucher werden mit Hilfe einer Ausstellung und vielen – z.T. interaktiven – Medienangeboten über die Geschichte des Unternehmens, die Produktion und die Produktpalette informiert. Sie können sich auch aus 27 Einzelteilen ihr eigenes Schweizer Taschenmesser montieren.
Swiss Knife Valley
VISITOR CENTER
Bahnhofstrasse 3
Postfach 554
CH-6440 Brunnen
Maniago: An einem der Bewässerungskanäle hat sich das Gebäude der ursprünglich im 15. Jahrhundert errichteten ehemaligen Eisenschmiede Beltrame erhalten.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das Gebäude des ehemals größten Unternehmens „Coricama” - in den 1990er Jahren eine völlige Ruine – wurde 2009 als ein sehr beeindruckendes Industriemuseum – „Museo dell‘ Arte fabbrile e delle coltellerie” – eröffnet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Auf zwei Etagen wird die Geschichte der Schneidwarenindustrie von den Anfängen bis heute erzählt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Die Ausstellung bietet anhand von beeindruckenden Exponaten und Inszenierungen einen Einblick in soziale, ökonomische und technische Aspekte der Arbeitswelt, die Kulturgeschichte sowie die Produktvielfalt und Designgeschichte.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Thiers Maison de la Coutellerie: 1985 wurde das Museum „Maison de la Coutellerie” eröffnet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Es betreibt eine Messerwerkstatt, in der auch Nachwuchskräfte ausgebildet werden.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1991
Inzwischen hat das Museum auch die Industriekultur des Durolle-Tals erschlossen und dort die Industriekulturpfade „Vallée de Usines” und „Vallée des Rouets” entlang der Betriebe und ehemaligen Wasserkotten eingerichtet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2002
Einer dieser Kotten wurde als Dependance des Museums eingerichtet.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2006
Im Stadtzentrum wurde ein Atelier eingerichtet, in dem Besucher eigenhändig ihr eigenes „Le Thiers”-Taschenmesser herstellen können.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Opinel: Tradition verpflichtet: Im Jahre 1975 erwarb die Fa. Opinel das Gebäude in St.-Jean-de-Maurianne, in dem Jean Opinel, ein Bruder von Joseph, 1927 seine Schmiede eingerichtet hatte. Ab 1986 wurde das Ensemble zum Museum ausgebaut.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das Museum veranschaulicht die Geschichte des Unternehmens mit den wichtigsten Meilensteinen an den verschiedenen Standorten, informiert über den Herstellungsprozess sowie die Entwicklung der Märkte. Jährlich finden 50.000 Besucher den Weg in das Museum, das damit zu den meistbesuchten Orten des Savoyen gehört.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Klingenthal: 2007 wurde in der ehemaligen Schule das „Maison de la Manufacture” eingeweiht.
Foto: Maison de la Manufacture
Das Museum veranschaulicht mit beeindruckenden Werkstatt-Rekonstruktionen, mit einer ansehnlichen Sammlung von Werkzeugen, Werkstücken und Produkten die Herstellung von Blankwaffen, hochwertigen Bestecken aus Klingenthaler Handwerksbetrieben und schließlich Sensen und Sicheln.
Foto: Maison de la Manufacture
Nogent: Mit dem Espace Pelletier - benannt nach einem 1828 geborenen Meister der Scherenfertigung - wurde 1991 ein Museum der Schneidwarenindustrie (Musée de la Coutellerie) geschaffen.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2014
Es besitzt eine ausgezeichnete Sammlung von typischen Produkten, Werkzeugen und Maschinen, die die wichtigsten Herstellungstechniken dokumentiert und die Präsentation regelmäßig um Sonderausstellungen ergänzt.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2014
Gembloux: Das in einem Relikt der alten Stadtbefestigung untergebrachte kleine Museum bewahrt einige Schätze aus der Tradition der Schneidwarenindustrie auf.
LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2016
Solingen: Ansicht des LVR-Industriemuseums, Gesenkschmiede Hendrichs, aus der Luft, 1999
Schmied am Riemenfallhammer. Auch im Museum werden noch Scheren-Rohlinge produziert.
Foto: LVR-Industriemuseum 2006
Der Herford-Dieselmotor ist nach wie vor in Betrieb. Einstmals hat er alle Fallhämmer und Werkzeugmaschinen der Gesenkschmiede angetrieben.
Foto: LVR-Industriemuseum 2012
Deutsches Klingenmuseum: Die von Paul Kleihues gestaltete Ausstellung des Deutschen Klingenmuseums ist in einem ehemaligen Kloster untergebracht.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2014
Albacete: Das Museo Municipal de la Cuchilleria befindet sich in einem ehemaligen Stadtpalast.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
Das Museo Municipal de la Cuchilleria verfügt über einen modernen Erweiterungsbau, Ansicht von oben.
Foto: Museo Municipal de la Cuchilleria
Trattenbach: Besucherzentrum des Museums im Tal der Feitelmacher
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Vorführung am Schmiedehammer
Foto:LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Premana: Das Museo Etnografico di Premana befindet sich gleich am Rand des Ortskerns.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2017
Das Museum verfügt über eine Fülle an Exponaten aus der Geschichte des Schneidwarengewerbes.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 2012
Scarperia: 1995 konnte in einem trutzigen Palast aus dem 14. Jahrhundert das Schneidwarenmuseum „Museo die Ferri Taglienti“ eingerichtet werden, zu dem als Außenstelle auch eine Originalwerkstatt, die Bottega del Coletellinalo im Ortszentrum gehört, in der die Besucher die Herstellung eines Messers verfolgen können.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1993
Laguiole: Die Forge de Laguiole ist für Besucher zugänglich.
Foto: Forge de Laguiole
Beim Gang durch das Gebäude können diese allen Handwerkern über die Schulter schauen.
Foto: LVR-Industriemuseum, Jochem Putsch 2017
Sheffield: Die traditionelle Sheffielder Schneidwarenindustrie kann
heute in einer vielfältigen Museumslandschaft erfahren werden: In der alten wasserbetriebenen Sensenfabrikationsstätte „Abbeydale Industrial Hamlet” vor den Toren der Stadt,
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
im Stadtmuseum Weston Park sowie der neuen Milleniumsgallerie hinter dem Rathaus
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
sowie dem beeindruckenden Industriemuseum Kelham Island
Foto: LVR-Industriemuseum, M. Krause 2018
mit translozierten Originalwerkstätten.
Foto: LVR-Industriemuseum, M. Krause 2018
Zwei weitere ehemals handwerkliche Fabrikationsstätten – die Schleiferei „Shepard Wheel” und die „Wortley Top Forge” – sind öffentlich zugänglich.
Foto: LVR-Industriemuseum, J. Putsch 1992
Victorinox: Unweit des Werks, in Brunnen am Vierwaldstättersee, befindet sich das Besucherzentrum. Die Besucher werden mit Hilfe einer Ausstellung und vielen Medienangeboten über die Geschichte des Unternehmens, die Produktion und die Produktpalette informiert. Sie können sich auch aus 27 Einzelteilen ihr eigenes Messer montieren.
Foto: Besucherzentrum Victorinox
Literatur
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Titelseiten „Schneidwarenindustrie in Europa” von Jochem Putsch und Manfred Krause 1994 und 2018.
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